"Stellt mir nicht solche Fragen!" Peter Handke will nicht mehr mit Journalisten reden

Peter Handke
Foto: Herbert Neubauer/ APA/ DPAAm Dienstagabend sollte der frisch gekürte Literaturnobelpreisträger Peter Handke in seiner alten Heimatgemeinde Griffen in Kärnten geehrt werden. Ein informelles Treffen mit dem Griffener Bürgermeister Josef Müller und dem Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser war angesetzt. Laut ORF eskalierte das Treffen jedoch, als Handke von anwesenden Journalisten auf die Kritik von Sasa Stanisic an seiner Auszeichnung angesprochen wurde.
Bei seiner Dankesrede zur Verleihung des Deutschen Buchpreises hatte Stanisic Handkes Parteinahme für Serbien in den Neunzigerjahren scharf kritisiert und ihm die Leugnung von Verbrechen während des Jugoslawienkriegs vorgeworfen. "Dass ich hier heute vor Ihnen stehen darf", so der aus Bosnien stammende Stanisic, "habe ich einer Wirklichkeit zu verdanken, die sich dieser Mensch nicht angeeignet hat."
Mit diesen Vorwürfen konfrontiert, reagierte Handke am Dienstagabend ungehalten: "Ich steh vor meinem Gartentor", wie in einem Audio-Mitschnitt des ORF zu vernehmen ist, "und da sind 50 Journalisten - und alle fragen nur wie Sie, und von keinem Menschen, der zu mir kommt, höre ich etwas, dass er sagt, dass er irgendetwas von mir gelesen hat, dass er weiß, was ich geschrieben hab. Es ist (sic!) nur die Fragen: Wie reagiert die Welt? Reaktion auf Reaktion auf Reaktion. Ich bin ein Schriftsteller, komme von Tolstoi, ich komme von Homer, ich komme von Cervantes, und lasst mich in Frieden und stellt mir nicht solche Fragen!"
Für weitere Statements stand Handke nicht mehr zur Verfügung. Laut ORF fügte er später sogar an, er wolle nie wieder Journalistenfragen beantworten.
Am Mittwochnachmittag sollte in Griffen die eigentliche Ehrung Handkes mit einem offiziellen Medientermin stattfinden, dieser wurde aber Mittwochfrüh überraschend abgesagt. Einen Ersatztermin soll es nicht geben.