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Comicfestival München: Superman, Spirou und Hägar, der Schreckliche

Foto: Dik Browne

Comic-Festival Nur für Erwachsene

Robert Crumb, R.M. Guéra, Milo Manara: Die Stars der Comic-Szene reisen nach München. Das Comicfestival dort zeigt, was das Genre zu bieten hat - und offenbart die Kehrseite des Erwachsenseins.
Von Jörg Böckem

Dass es sich bei Comics nicht - oder, besser gesagt nicht nur - um Kinderkram handelt, dass sie viel mehr Leser jeden Alters auf angemessenem Niveau zu unterhalten wissen - klug, komisch, oder kritisch, aufregend, absurd, oder albern; dass sie also qualitativ und inhaltliche eine ähnliche Bandbreite abdecken wie die verwandten Genres Literatur und Film, ist natürlich eine Binsenweisheit, die sich in den vergangenen Jahrzehnten sogar bis in die allermeisten Feuilletons herumgesprochen hat.

Vom 29.05. bis zum 2.06. lässt sich Vielfalt und Qualität des Genres auf dem Comicfestival München  bestaunen, dass seit 2007 alle zwei Jahre im Wechsel mit dem traditionsreichen Comicsalon Erlangen stattfindet und dabei einen stetig steigenden Zulauf verzeichnet. An mehr als einem Dutzend Veranstaltungsorten werden Ausstellungen, Diskussionen, Signierstunden und Zeichenkurse geboten.

Sogar die Politik scheint dem Medium gewogen - das Kulturreferat München unterstützt das Festival finanziell, und ein Workshop für Lehrer zum Thema Einsatz von Comics im Unterricht wird offiziell als Lehrerfortbildung anerkannt.

Überalterung und Generationskonflikt?

Schöne neue Comicwelt, so weit. Schaut man auf das Programm des diesjährigen Festivals, kann allerdings auch der Eindruck entstehen, dass der Comic nicht nur erwachsen geworden ist, sondern das ihm ein ähnliches Schicksal droht wie unserer Gesellschaft - die Überalterung. Das gilt in gleichem Maße für die Kreative wie die Kreationen: Die Stargäste der diesjährigen Veranstaltung sind die beiden Pioniere des amerikanischen Undergroud-Comics Robert Crumb und Gilbert Shelton. Beide revolutionierten in der zweiten Hälfte der sechziger das Genre mit anarchischen, vom Hippiegeist nebst Drogen und Sex durchdrungene Werken wie "Fritz the Cat" und "The Fabulous Furry Freak Brothers".

Crumb, der in den vergangenen Jahren vor allem mit einer Bibel-Adaption und der Werkbiografie "Kafka" für Aufmerksamkeit sorgte, ist 69 Jahre, Giberth Shelton wird in dieser Woche 73. Der Großmeister des Erotikcomic, der Italiener Milo Manara, 67, ist ebenso Gast des Festivals wie die Abrafaxe-Zeichnerin Lona Rietschel, 79, die in München für ihr Lebenswerk geehrt wird. Außerdem widmen sich Ausstellungen den Jubilaren Superman, Spirou und Hägar, dem Schrecklichen. Die ersten beide feiern in diesem Jahr ihren 75. Geburtstag, Hägar ist da mit seinen 40 Jahren fast noch ein Jungspund. Zugegeben, bei einem Medium, das mittlerweile rund hundert Jahre auf dem Buckel hat, steigt der Altersdurchschnitt seiner Protagonisten wohl zwangsläufig.

Gut, das die Veranstalter neben der Historie auch die Gegenwart und nicht zuletzt den Nachwuchs im Auge haben: So stellen z.B. die Macher der inovativen "Steam Noir" Reihe ihre Arbeit vor, der Zeichner Lee Bermejo präsentiert ein Prequel zu Alan Moores Klassiker "Watchmen" und R.M. Guéra seine Comic-Adaption von Quentin Tarantinos "Django Unchained". Zudem bieten die Zeichner Ulrich Schröder (Disney) und Nathan Kane ( Die Simpsons) Zeichenkursen für junge Comicfans. Nur mit dem Thema Manga, seit Jahren der Bereich der Comics mit eher niedrigem Altersdurchschnitt der Fans, tut sich das Festival scheinbar etwas schwer. Die Zeichnerin Christina Plaka zählt zu den wenigen Gästen aus diesem Bereich, der auf Mangas spezialisierte Verlag Tokyopop ist gar nicht vertreten. Möglich, dass es auch in der Welt der Comics mitlerweile eine Art Generationskonflikt gibt. Wohl eine der unvermeidbaren Nebenwirkungen des Erwachsenseins.


Comicfestival München - 29.05.2013 bis 2.06.2013

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