Leipziger Buchmesse Esther Kinsky gewinnt Literaturpreis

Es ist die wichtigste Auszeichnung des literarischen Frühlings: Der Preis der Leipziger Buchmesse geht in diesem Jahr an Esther Kinsky und den Roman "Hain".
Esther Kinsky

Esther Kinsky

Foto: DPA

Ein Roman über der drei italienische Reisen triumphiert bei der Leipziger Buchmesse: Der Preis der Messe in der Kategorie "Belletristik" geht an Esther Kinsky für "Hain". Die 1956 in Engelskirchen geborene Autorin dankte ihrem Verlag, Suhrkamp, für die Unterstützung bei dem "schwierigen Projekt".

Kinskys "Geländeroman", so die eigene Genrebezeichnung, führt in Italiens winterliches Hinterland, weit abseits der touristischen Zentren, in einen spröden Grenzbereich. Dort öffne sich der Raum für Erinnerung, so beschrieb es die Jury, für das "existenzielle Trostvermögen der Sprache". Man werde dem Buch nur gerecht, wenn man es langsam lese, sagte Juror Gregor Dotzauer.

Karl Schlögel wurde in der Kategorie "Sachbuch/Essayistik" prämiert. Der 1948 geborene Historiker beschreibt in "Das sowjetische Jahrhundert. Archäologie einer untergegangenen Welt" (C.H. Beck) die Objekte und Routinen des Lebens im verblichenen Riesenreich Sowjetunion. In seinen Dankesworten äußerte Schlögel die Hoffnung, seine Beschreibung des sowjetischen Zeitalters könne auch beim Verständnis des heutigen Landes helfe (Lesen Sie hier ein Interview mit Karl Schlögel über Putins Russland). "Ein sehr modernes Buch" sei "Das sowjetische Jahrhundert", sagte Juror Alexander Cammann.

Für die beste Übersetzung wurden Sabine Stöhr und Juri Durkot ausgezeichnet: Sie haben den Roman "Internat" von Serhij Zhadan aus dem Ukrainischen übertragen (Suhrkamp Verlag). Zhadan, der das Übersetzerpaar persönlich umarmte, erzählt darin eine Geschichte aus dem Donbass, aus dem Krieg im Osten der Ukraine. Die Jury lobte die dichten Beschreibungen und poetischen Vergleichen, die in der Übersetzung von Stöhr und Durkot eine starke Kraft entwickelten: "Lebendiger als in diesem Roman kann man vom Krieg nicht erzählen, lebendiger kann eine Übersetzung nicht sein", lobte Jurorin Maike Albath.

In ihrer einführenden Rede hatte die Juryvorsitzende, die Literaturkritikerin Kristina Maidt-Zinke, die Rolle des Buches als Ausgleich in der Multitasking-Gesellschaft herausgestellt. Sein "Widerstandspotenzial" bestehe "in der unzeitgemäßen Langsamkeit". Die nominierten Bücher forderten "Entschleunigung und Konzentration in hohem Maße" ein - und würden die Leser dafür reich belohnen.

Der Preis der Leipziger Buchmesse wird seit 2005 in den Kategorien Belletristik, Sachbuch/Essayistik und Übersetzung vergeben, er ist mit insgesamt 60.000 Euro dotiert. In diesem Jahr hatten die Verlage nach Messe-Angaben etwa 400 Bücher eingereicht.

Im Vorjahr hatte in der Kategorie Belletristik Natascha Wodin den Preis der Leipziger Buchmesse für ihren Roman "Sie kam aus Mariupol" gewonnen.

feb
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren