Sensationeller Literaturfund in Regensburg: Bibliothekare entdeckten die bisher ältesten handschriftlichen Teile der Erzählung von Tristan und Isolde des Mittelalter-Dichters Eilhard von Oberg. Die Pergamentblätter sollen bis zu 800 Jahre alt sein.
Regensburg - Beim Katalogisieren alter Handschriften entdeckten Bibliothekare der Bischöflichen Zentralbibliothek in Regensburg Teile die kostbaren Pergamentstücke. Bibliotheksdirektor Paul Mai und die Professorin Edith Feistner sagten der "Mittelbayerischen Zeitung", die Blätter mit Teilen des Tristan-Romans von Eilhard von Oberg seien rund 800 Jahre alt. Es handele sich um einen der wichtigsten Handschriftenfunde für die deutsche Literatur des Mittelalters.
Eilhard von Oberg habe den Roman zwischen 1170 und 1190 geschrieben. Das Regensburger Exemplar sei die älteste Überlieferung dieses Werks, sagte Feistner. Es sei das erste, bei dem es eine optische Untergliederung des Romans in Abschnitte gebe. Die Forschung habe eine solche Gliederung vermutet, aber bisher noch keine Belege gehabt.
Das jetzt entdeckte Exemplar war laut Mai im Mittelalter im
Damenstift Obermünster für die Erziehung junger Adliger verwendet worden. Um 1500 war die Handschrift offenbar zerschnitten und für das Binden von Akten und als Buchumschlag recycelt worden. Die wertvollen Zeugnisse für die Literatur des Mittelalters waren im 19. Jahrhundert wiederentdeckt worden, galten aber seit der Bombardierung
der Stiftskirche Obermünster im Zweiten Weltkrieg als verloren.
Die Geschichte der verbotenen Liebe zwischen Tristan und Isolde, der Frau von König Marke, gehörte zu den bekanntesten Erzählungen des Mittelalters und war in ganz Europa verbreitet. Sie gilt als älteste deutsche Romanerzählung. Die Szene, die auf einem der jetzt entdeckten Pergamentblätter erzählt wird, ist
auf dem mittelalterlichen Medaillonteppich abgebildet, der heute zu den Schätzen des Regensburger Stadtmuseums gehört. In ihr wird geschildert, wie König Marke seine Frau und Tristan bei einem heimlichen Treffen beobachtet. Der König sitzt auf dem Baum, verrät sich aber, weil sich sein Gesicht in einer Quelle spiegelt.
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