Religionskritisches Kinderbuch Die Ferkelei geht weiter

Ein Igel und ein Ferkel suchen nach Gott - und drei große Weltreligionen kommen schlecht dabei weg. Antisemitisch, befand das Familienministerium und wollte das Kinderbuch "Wo bitte geht's zu Gott?, fragte das kleine Ferkel" auf den Index setzen. Ohne Erfolg.

Bonn - Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien in Bonn habe am Donnerstag entschieden, dass das Buch nicht antisemitisch sei, sagte ein Sprecher am Donnerstag. Das Bundesfamilienministerium hatte die Prüfstelle eingeschaltet, da das Buch nach Ansicht des Ministeriums antisemitische Tendenzen aufweist und die drei großen Weltreligionen Christentum, Islam und Judentum verächtlich macht.

Die zwölf Mitglieder des Gremiums seien zu der Auffassung gelangt, dass alle drei Religionen gleichermaßen angegriffen würden. Diese Ansicht vertrete auch der Zentralrat der Juden. "Dass in dem Buch Religionskritik geübt wird und dessen Inhalt möglicherweise das Empfinden der Gläubigen der drei dargestellten Religionen verletzt, war für die Bundesprüfstelle nicht entscheidungserheblich, da dies keinen Tatbestand der Jugendgefährdung darstellt", hieß es weiter.

Buchautor Michael Schmidt-Salomon sprach von einem "Sieg des gesunden Menschenverstandes". "Alles andere als ein Freispruch wäre ein Skandal gewesen", sagte er. Gemeinsam mit Illustrator Helge Nyncke und dem Leiter des Aschaffenburger Alibri Verlages, Gunnar Schedel, hatte Schmidt-Salomon vor dem Entscheidungsgremium der Bundesprüfstelle in einer einstündigen Anhörung die Position der Buchmacher erläutert. Nyncke sagte: "Ich bin sehr erleichtert - jetzt darf endlich ganz offen in unseren Kinderbüchern auch über Religion wieder nachgedacht und gelacht werden." Der Verlag kündigte eine vierte Auflage des nach eigenen Angaben seit Anfang Oktober 2007 mehr als 12.000-mal verkauften Buches an.

Das 20-seitige Buch erzählt von einem Ferkel und einem Igel, die ein Plakat mit der Aufschrift "Wer Gott nicht kennt, dem fehlt etwas!" entdecken. Die beiden machen sich auf den Weg, um Gott zu suchen - doch nicht einmal die Vertreter der drei großen monotheistischen Weltreligionen können ihnen helfen. "Alle drei Religionen werden in dem Buch gleichwertig behandelt, es sollte niemand negativ herausgehoben werde", sagte Verlagschef Schedel. Das Werk sei für konfessionslose Eltern gedacht, die ihren Kindern eine religionskritische Sicht vermitteln wollten.

tdo/dpa

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