Erstes Interview nach Messerattacke Salman Rushdie fällt das Schreiben immer noch schwer

»Ich bin noch nicht aus diesem Wald heraus«: Nach dem Attentat vom August kämpft Salman Rushdie weiter mit Albträumen und Schreibblockaden. Trotzdem blickt er vorsichtig optimistisch in die Zukunft.
Salman Rushdie: »Was morgen passiert, ist wichtiger, als was gestern war«

Salman Rushdie: »Was morgen passiert, ist wichtiger, als was gestern war«

Foto: Teutopress / IMAGO

Ein knappes halbes Jahr nach dem Attentat auf ihn leidet Salman Rushdie noch immer körperlich und mental. »Ich fand es sehr, sehr schwierig zu schreiben. Ich setze mich hin, um zu schreiben, und nichts passiert. Ich schreibe, aber es ist eine Kombination aus Leere und Schrott, Sachen, die ich schreibe und die ich am nächsten Tag wieder lösche. Ich bin noch nicht über den Berg«, sagte der britisch-indische Autor dem Magazin »New Yorker«  in einem am Montag veröffentlichten Interview.

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Rushdie, 75, war Mitte August bei einer Literaturveranstaltung im US-Bundesstaat New York von einem Mann angegriffen und schwer verletzt worden  – er ist seitdem auf einem Auge blind. Rushdie wird seit Jahrzehnten von religiösen Fanatikern verfolgt. Wegen des Romans »Die satanischen Verse« hatte der damalige iranische Revolutionsführer Ajatollah Chomeini im Jahr 1989 dazu aufgerufen, den Schriftsteller zu töten.

Den Verantwortlichen des öffentlichen Events, bei dem er mit dem Messer attackiert wurde, macht Rushdie keine Vorwürfe. Nach dem Attentat war Kritik laut geworden, weil es bei der Veranstaltung keine Metalldetektoren gab, durch die man auf die Waffe des Angreifers aufmerksam hätte werden können. Stattdessen hatte man Kontrollen darauf beschränkt, das Publikum nach mitgebrachten Getränken zu durchsuchen.

»Ich habe die letzten Jahre immer wieder versucht, Anschuldigungen und Verbitterung zu vermeiden«, sagt Rushdie. »Ich versuche, vorwärtszublicken und nicht rückwärts. Was morgen passiert, ist wichtiger, als was gestern war.«

Trotzdem falle ihm das Schlafen nicht immer leicht: »Es gab Albträume – nicht genau der Vorfall, aber einfach beängstigend.« Ihm gehe es ansonsten aber gut, so Rushdie. Er könne aufstehen und herumlaufen. Das Tippen falle ihm schwer, weil er das Gefühl in einigen Fingern verloren habe. Es sei ein »kolossaler Angriff« gewesen.

Rushdies neues Buch »Victory City« soll am Dienstag auf Englisch erscheinen. Die Veröffentlichung der deutschen Übersetzung ist für den April geplant.

cbu/dpa

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