"Schöner schreiben"-Kolumne: Wie man wahrhaftig über die Liebe schreibt

Schöner schreiben Wie man wahrhaftig über die Liebe schreibt

Die Deutschkolumne von Hauke Goos

Unser Kolumnist zeigt an Beispielen aus der Literatur, wie kraftvoll die deutsche Sprache sein kann. Folge 49: Urs Widmer über das Leben als Abenteuer.

04.12.2020, 00.18 Uhr

»Vincent, Francois, Paul und die anderen«, Film von Claude Sautet von 1974, mit Michel Piccoli (l.), Yves Montand und Gérard Depardieu (r.)
Foto:
United Archives / Impress / picture alliance

»Wir sprachen und tranken, tranken und sprachen, und irgendwann – draußen war längst eine schwarze Nacht – kamen wir auf die erste Liebe zu sprechen, und auf die letzte, und auf das, was dazwischenliegt, all die Wege, die das Herz geht, in die Irre und doch auf ein Ziel zu. Die anderen Bewohner sagten wenig, aber sie kannten das auch, die Flammen, in die sich der Behütetste zuweilen jubelnd stürzt.«

– Urs Widmer, Liebesnacht

Fast alle Bücher, ebenso wie die meisten Filme, handeln, auf die eine oder ganz andere Art von der Liebe. Wie sie beginnt; wie sie schwindet; was sie mit einem macht. Wie sie bedroht wird, durch Kleinigkeiten, durch Gewohnheit. Was passiert, wenn sie fehlt.

Zwei Menschen verlieben sich ineinander, so geht es oft los, aber so bleibt es natürlich nicht. Oft taucht ein Dritter auf oder eine Dritte. Die Figuren kämpfen, sie leiden, sie machen weiter. Und weil das Geheimnis von Büchern, ebenso wie von Filmen, »Identifikation« heißt, leidet auch der Leser. Indem er die Wege verfolgt, die das Herz geht, lernt er manches über die Liebe und manchmal etwas über sich selbst.

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