Tageskarte Buch Maigret hat Geburtstag

Die 89 Fälle von Kommissar Maigret machten den belgischen Schriftsteller Georges Simenon zu einem der meistgelesenen Autoren der Welt. Jetzt wird der Kommissar mit Pfeife und Melone 80. Das wird mit einer jungen Toten in Paris und einer Gesamtausgabe gefeiert.
Von Ilka Kreutzträger

Der großartigste französische Ermittler wird 80. Jules Maigret ermittelte in 89 Fällen und ist der wohl meistkopierte und meistverfilmte Kommissar des 20. Jahrhunderts. Grund genug, den runden Geburtstag der Figur, die den Belgier Georges Simenon berühmt machte, angemessen zu feiern.

Den Anfang macht der Maigret-Klassiker "Die junge Tote" als Hörbuch. Eine junge Frau wird im schäbigen, blassblauen Satinkleid auf einem belebten Pariser Platz unweit des Montmartre tot aufgefunden. Für Maigret sieht es zunächst nach einem erneuten Mord an einer Prostituierten aus, und er macht sich daran, das Leben der jungen Frau zu rekonstruieren. Seine Ermittlungen führen ihn zu der Schneiderin, die ihr das Kleid geborgt hat. Aber sie kennt die Tote nicht, wie überhaupt niemand die Tote zu kennen scheint. Ein Rätsel für Maigret. Kaum eine andere schön krimikratzige Stimme könnte besser zu dem Kommissar mit Pfeife, Melone und einem dicken Überzieher mit Samtkragen passen, als die von Gert Heidenreich.

Der Autor Georges Simenon erdachte Kommissar Maigret 1929 in einem Café im niederländischen Delfzijl. Glaubt man Simenon, war es eine klassische Schnapsidee: "Habe ich ein, zwei oder sogar drei kleine Genever mit einem Schuss Bitter getrunken? Jedenfalls sah ich nach einer Stunde, ein wenig schläfrig, allmählich die mächtige, unbewegliche Statur eines Mannes sich abzeichnen, der mir einen rechten Kommissar abzugeben schien." Vier oder fünf Tage später war der Roman "Maigret und Pietr der Lette" fertig und erschien als erstes seiner Bücher unter Simenons richtigem Namen. 80 Jahre nach der Erstveröffentlichung wird "Maigret und Pietr der Lette" nun neu aufgelegt. Diesmal im Rahmen der Maigret-Gesamtausgabe in 75 Bänden. Start der Maigret-Serie ist im April und bis September 2009 werden jeden Monat vier neue Fälle erscheinen. In den nächsten Monaten kann die Suche nach guten Krimis also eingestellt werden: Maigret ist ohnehin der Beste.

Der 1903 in Lüttich geborene Georges Simenon verließ vorzeitig die Schule, brach eine Konditor- und eine Buchhändlerlehre ab, arbeitete als Lokalreporter und als Privatsekretär eines Schriftstellers und eines Marquis, bevor er beinahe manisch und in einem rasenden Tempo mit dem Schreiben begann. Seinen ersten von mehr als 180 Groschenromanen, "Le roman d'une dactylo", schrieb er im Sommer 1924 an einem einzigen Vormittag in Paris. Als er 1989 in Lausanne starb, hinterließ er ein umfangreiches Lebenswerk. Er nutzte etwa 20 Pseudonyme, schrieb mehr als 200 Romane, die in 55 Sprachen übersetzt wurden und über fünfzig seiner Romane wurden verfilmt.


Hörbuch:

Georges Simenon: "Maigret und die junge Tote".
Gelesen von Gert Heidenreich. Diogenes, Zürich; 4 CD, 270 Minuten.

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