Taschenbuch-Bestseller Die Schlächterin macht Folterpause

Karin Slaughter macht ihrem Namen alle Ehre: Sie gilt als Schlächterin des Thriller-Genres. In ihrem Roman "Schattenblume" hielt sie sich mit Gewalt zurück - aber nicht mit Action und Spannung.

Ein Geiseldrama hält ganz Heartsdale in Atem. Zwei schwer bewaffnete Männer haben die Polizeistation von Grant County überfallen. Ein Polizist wurde dabei erschossen, Chief Jeffrey Tolliver schwer verwundet. Mit im Gebäude ist Sara Linton, die Kinderärztin und Rechtsmedizinerin des Städtchens. Sie versucht verzweifelt, ihrem geliebten Jeffrey das Leben zu retten.

Parallel bemühen sich Lena, die gerade wieder in die Einheit aufgenommen wurde, und der zähe alte Cop Frank nicht nur, die Geiseln zu befreien, sondern auch herauszufinden, was für ein dunkles Geheimnis aus Jeffrey Tollivers Vergangenheit alle bedroht.

Aufgewachsen in einer verschlafenen Stadt im US-Bundesstaat Georgia, interessierte sich Karin Slaughter schon als Kind brennend für Spannungsromane. Ihren ausgeprägten Hang zur expliziten Schilderung von Verbrechen erklärt sie mit der Lust am Überschreiten von Grenzen: "Es war lange Zeit ein Tabu, dass Frauen über solche Themen schreiben, obwohl sie Vergewaltigungen und häuslicher Gewalt weit häufiger ausgesetzt sind als Männer." Viele Leser geben Slaughter Recht: Ihre Bücher sind inzwischen in mehr als 15 Ländern erschienen.

Slaughter (kein Künstlername!) war in den USA mit ihrem Debüt "Blindsighted" (2001) zunächst nur eine von vielen Schriftstellerinnen, die das boomende Thriller-Segment bedienen. Die Krimi-Novizin hatte ihre Werbeagentur verkauft, um sich ganz dem Morden zwischen zwei Buchdeckeln hinzugeben. Ihr Erstling begeisterte vor allem das britische Publikum; der Nachfolger "Kisscut" landete 2002 auf der Insel sogar auf Platz zwei der Bestsellerliste.

Seit vier Jahren sorgt die Autorin auch bei deutschen Lesern für Gänsehaut; ihre ersten beiden Bücher sind unter dem Titel "Belladonna" (2003) und "Vergiss mein nicht" (2004) bei Wunderlich erschienen. Auch wenn diese Titel es nicht in die Top 20 der Bestsellerliste schafften, setzte der Verlag, eine Tochter von Rowohlt, mit einer umfangreichen Marketingkampagne auf das dritte Buch "Dreh dich nicht um": 50.000 Exemplare wurden verkauft, im Taschenbuch waren es schon 350 000.

Thriller stehen vor allem beim Lesepublikum hoch im Kurs. "Es ist das beliebteste Genre der Deutschen, im Taschenbuch sind 40 Prozent der Titel Thriller", erklärt Rowohlt-Werbechefin Kerstin Reitze.

In "Schattenblume" hat die Autorin allerdings zum ersten Mal auf ihr Markenzeichen verzichtet: Splattereffekte kommen diesmal nicht vor; niemand wird gekreuzigt, vergewaltigt oder durchsiebt.

Helge Rehbein, Buchreport


Karin Slaughter: "Schattenblume" , Rowohlt, 9,90 Euro

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