Taschenbuch-Bestseller Esoterik-Killer in der Eifel
Einen solchen Mord hat die Eifel noch nicht gesehen: Ein Heiler und Hellseher hängt in der Nähe seines abgelegenen Gehöfts tot in den Ästen einer Eiche, die in der Gegend als heilig gilt.
Die Suche nach dem Täter gestaltet sich als außerordentlich schwierig, denn die Esoterik-Branche gibt sich sehr verschlossen. Außerdem bieten sich den Ermittlern pausenlos Zeugen an, die glauben, durch ihren Kontakt zu Engeln und Geistwesen herausfinden zu können, wie denn der allseits beliebte Jakob Stern zu Tode gekommen ist.
Lokaljournalist Siggi Baumeister vertraut dagegen in dem esoterischen Wirrwarr seinen fünf Sinnen. Und so schält er bald Motive heraus: Habgier, Neid und Hass.
Michael Preute, 1936 in Duisburg geboren, hat als Journalist über Gott und die Welt geschrieben: Zu Beginn seiner Laufbahn auf Gerichts- und Polizeiberichterstattung spezialisiert, wechselte Preute vom "stern" zur "Quick" und belieferte später die legendäre Agentur des Deutsch-Ungarn Josef von Ferenczy mit Geschichten über Krieg und Krisen.
Preute war als Kriegsberichterstatter mit einem US-Platoon im Urwald von Vietnam unterwegs, berichtete aus Israel, Beirut und Südafrika. 1968 haute er dem Chefredakteur seines Wochenmagazins eine runter, weil der ihn in der Tschechoslowakei hatte sitzen lassen: Preute wollte von der Niederschlagung des Prager Frühlings berichten, war aber, kaum in Prag angekommen, verhaftet und interniert worden. Statt ihn rauszuhauen, stellte sich sein Wochenmagazin tot: Preute sei auf eigene Faust unterwegs gewesen, telegrafierte der Chefredakteur an die Moldau.
Anfang der Achtziger stieß der Vielschreiber an seine physischen und psychischen Grenzen: "Der Suff nahm zu, die Arbeit auch. Ich war einer der wenigen Alkoholiker, die dauernd arbeiteten und merkwürdigerweise Pausen beim Saufen machten, und zwar immer dann, wenn irgendwo auf der Welt die Lage heiß war", erinnert er sich.
Preute schwor dem Alkohol ab und zog in die Eifel, die er als Kind bei Wanderungen mit seinem Vater kennen gelernt hatte. Im Weiler Berndorf kaufte er das leerstehende Haus eines Schneiders und hieß bald bei den Einheimischen "Schnidders Michel". In der Kneipe diskutierte er über das Los des Menschen in der Leistungsgesellschaft mit, die Beziehungen und Spannungen zwischen den Generationen wurden für ihn zum Thema. Preute begann, sozialkritische Reportagen zu schreiben.
Ab 1989 erschienen dann unter dem Namen Jacques Berndorf die ersten Eifel-Krimis. Bis heute hat er 19 davon geschrieben, von denen mehr als drei Millionen Exemplare verkauft worden sind. Mit seinem Helden Siggi Baumeister hat Preute viel gemein: Er liebt die Ruhe, kümmert sich hingebungsvoll um seine Katzen, bewirtschaftet den Garten und raucht genüsslich Pfeife. Nur manchmal wird das Idyll gestört, wenn Busladungen von Krimi-Touristen kommen.
"Es kann schon einmal passieren, dass Fans an der Tür klingeln, nur um zu erfahren, wie ich aussehe", sagt Berndorf. Seine Reaktion? "Es sind meine Leser. Ich versuche, stets freundlich zu bleiben."
Helge Rehbein, buchreport
Jacques Berndorf: "Mond über der Eifel", KBV, 9,50 Euro