Taschenbuch-Bestseller Ich bleib dann mal hier
Eiffelturm, Buckingham Palace, Sixtinische Kapelle: Orte, an denen man mindestens einmal im Leben gewesen sein muss? Dietmar Bittrich sagt: Nein! In seinem Anti-Reiseführer listet er mit geradezu boshafter Freude sakrosankt gewordene Reiseziele auf, um angeblich schöne Sehenswürdigkeiten der Nichtswürdigkeit zu überführen.
Beispiel Venedig, Markusplatz: "Es ist laut hier, auch ohne Autos. Der italienische Vogelschutzverband hat den Platz zum elegantesten Taubenklo der Welt gewählt. ... Die Schlangen vor Dom und Dogenpalast verleiten zu der irrigen Vermutung, im einen oder anderen gebe es etwas zu sehen. Doch wer sich durch den Dom schieben lässt, sieht trübe Mosaiken. Und im Dogenpalast herrscht die Ödnis großer leerer Räume. Den einzeln stehenden Glockenturm besteigt nur, wer unbedingt das Bild live sehen will, das von der oben befestigten Webcam gesendet wird."
In bewährter Reiseführer-Manier, doch stets mit negativem Einschlag, füllt Bittrich Rubriken wie "Unverdauliche Landesspezialitäten" oder "Das muss man unbedingt verpassen". Dazu gibt es Tipps, wie man lästige Mitreisende los wird - indem man ihnen beispielsweise in London die U-Bahn empfiehlt, die eine der umwegigsten Streckenführungen besitzt.
Das Credo des Buches, das sich auch optisch an den Bestseller "1000 Places to see before you die. Die Lebensliste für den Weltreisenden" anlehnt: Gerade Orte, die von der Tourismusindustrie zu Traumzielen ausgerufen werden, erweisen sich oft als Flops.
Bittrich selbst lebt in Hamburg. Seit 1983 ist er als Schriftsteller tätig, unter anderem hat der Satiriker das bekannte "Gummibärchen-Orakel" geschrieben. Für seine Geschichtensammlung "Der tödliche Rasierspiegel. Wie man lästige Verwandte los wird" erhielt er 1999 den Hamburger Satirikerpreis.
Nicole Stöcker, buchreport