Taschenbuch-Bestseller Mankell macht's auch ohne Kurt

Mit seinem Krimi "Der Chinese" schafft es der Schwede Henning Mankell in die Top Fünf der Bestsellerliste. Die Taschenbuch-Ausgabe steigt diese Woche auf dem vierten Rang ein - ganz ohne Kurt Wallanders Hilfe.

Salomonisch hat Schwedens Krimi-Export-Meister Henning Mankell kürzlich auf die Frage geantwortet, ob er wegen des bevorstehenden Abschlusses seiner Kommissar-Wallander-Reihe Leserproteste erwarte: Nein, er habe so viele andere Bücher geschrieben, die seien doch auch interessant, so Mankell. Der Bestseller-Autor scheint die Konsumenten seiner Bücher gut zu kennen. Mit Sicherheit wird er zwar auch in Zukunft primär mit seinen Kriminalromanen um den eigenbrödlerischen Ermittler Kurt Wallander in Verbindung gebracht werden. Doch mit seinen anderen Werken kann er ebenfalls viele Leser mobilisieren.

Jüngstes Beispiel ist der Erfolg von "Der Chinese". Hier provoziert ein Massenmord die Aufmerksamkeit der Krimifreunde: Die Polizei von Hudiksvall entdeckt an einem kalten Januartag die Leichen 19 bestialisch ermordeter Menschen. Hinter der Tat vermuten die Kriminalisten einen Wahnsinnigen. Richterin Birgitta Roslin aber, die aus der Zeitung von dem Fall erfährt, erkennt, dass die Polizei auf dem Holzweg ist, und ermittelt selbst. Roslins Adoptiveltern befinden sich unter den Opfern, und die so persönlich betroffene Richterin führt ein Hinweis nach China. Im kapitalistisch-kommunistischen Reich der Mitte stößt sie auf grausame Machenschaften der politischen Führungsschicht.

Der 1948 in Stockholm geborene Richtersohn Mankell hat schon früh in seinen Werken Gesellschaftskritik geübt. Aktiv in der 68er-Bewegung, verfasste er als junger Mann Stücke in Collageform zur Demaskierung der Gesellschaft. Und auch als gereifter Bestsellerautor nutzt ER seine Krimis, um auf Missstände aufmerksam zu machen. Besonders engagiert er sich für den afrikanischen Kontinent. Mehr als die Hälfte des Jahres verbringt Henning Mankell in Mosambik. Zuletzt machte er Schlagzeilen, als er sich an der gewaltsam beendeten "Ship to Gaza"-Aktion  beteiligte.

Ingo Schiwek, buchreport

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