Türkische Schriftstellerin Pinar Selek erneut freigesprochen

Seit 13 Jahren beteuert Schriftstellerin Pinar Selek ihre Unschuld. Die in Berlin lebende Türkin soll sich in den Neunzigern in Istanbul an einem Attentat beteiligt haben. Jetzt wurde sie erneut freigesprochen - doch ein endgültiges Urteil steht weiterhin aus.
Pinar Selek (2001): Das letzte Urteil ist noch nicht gefallen

Pinar Selek (2001): Das letzte Urteil ist noch nicht gefallen

Foto: KERIM OKTEN/ ASSOCIATED PRESS

Ankara/Hamburg - Zum dritten Mal in Folge hat ein türkisches Gericht am Mittwoch die Unschuld von Pinar Selek festgestellt und sich damit gegen eine Entscheidung des Obersten Gerichtes gestellt. Der im deutschen Exil lebenden Schriftstellerin wird vorgworfen, 1998 in Istanbul an einem Anschlag kurdischer Rebellen beteiligt gewesen zu sein.

Bei der Explosion auf den historischen Istanbuler Gewürzbasar Ende der neunziger Jahre kamen sieben Menschen ums Leben und mehr als 120 Menschen wurden verletzt. Türkische Behörden sind sich bis heute uneins, ob die Explosion tatsächlich auf eine Bombe oder ein Gasleck zurückzuführen war.

Selek war festgenommen, als Bombenlegerin angeklagt und zweieinhalb Jahre inhaftiert worden. Die mittlerweile 40-Jährige beteuerte in den vergangenen 13 Jahren durchweg ihre Unschuld. Sie sagte aus, während ihrer Zeit in Polizeigewahrsam gefoltert worden zu sein; auch ein mitangeklagter Mann gab an, Selek nur unter Folter belastet zu haben.

"Ich bin glücklich über diese Entscheidung", sagte die in Berlin lebende Autorin, als bekannt wurde, dass das Gericht auf dem Freispruch beharrt. Selek war nicht zur Verhandlung in die Türkei gereist. "Ich freue mich, dass das Gericht dem politischen Druck widerstanden hat."

Das jetzige Revisionsurteil muss noch von einem höheren Gericht bestätigt werden. Er hoffe, dass dieses Urteil nun endgültig sei und der Fall abgeschlossen werde, zitierte die amtliche Nachrichtenagentur Anadolu den Vater von Selek.

Die Soziologin und Autorin beschäftigte sich damals wie heute mit dem ungelösten Konflikt um die Rechte der Kurden in der Türkei, mit der Minderheitenpolitik und den Geschlechterrollen in dem Land. Mehrere Menschenrechtsorganisationen sind überzeugt, dass sie vor allem deswegen verfolgt wurde und die türkische Justiz jetzt nicht mehr von ihr ablassen will.

can/dapd/dpa
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