Türkische Schriftstellerin Pinar Selek soll lebenslang in Haft

Sie war bereits freigesprochen, doch nun wurde bekannt, dass ein Berufungsgericht in Ankara sie weiterhin für schuldig hält: der türkischen Schriftstellerin Pinar Selek droht wegen angeblicher Beteiligung an einem Bombenanschlag lebenslange Haft.
Türkische Schriftstellerin Pinar Selek (2001): Freisprüche aufgehoben

Türkische Schriftstellerin Pinar Selek (2001): Freisprüche aufgehoben

Foto: KERIM OKTEN/ ASSOCIATED PRESS

Ankara/Hamburg - Die in Deutschland lebende türkische Schriftstellerin Pinar Selek ist in Ankara zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Der Soziologin wird vorgeworfen, als Mitglied der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK an einem Anschlag auf den historischen Gewürzbasar in Istanbul beteiligt gewesen zu sein. Der Explosion im Juli 1998 waren sieben Menschen zum Opfer gefallen, darunter auch Kinder.

Selek war in früheren Verfahren bereits freigesprochen worden, ein Berufungsgericht hat diese Freisprüche jedoch schon vor Monaten aufgehoben. Erst jetzt wurde dieses Urteil bekannt. Die Richter halten Pinar Selek für ein führendes PKK-Mitglied. Sie bestreitet die Vorwürfe und hat angekündigt, neue entlastende Beweise vorzulegen.

Bis heute ist unter gerichtlich bestellten Gutachtern umstritten, ob es sich bei der Explosion überhaupt um einen Anschlag handelte oder um einen Unfall mit einem Gasbehälter. Die damals 27 Jahre alte Selek hatte zur Zeit der Detonation an einer Studie über die Kurdenfrage gearbeitet. Nach eigenen Angaben ist sie im Polizeiverhör gefoltert worden.

Derzeit lebt Pinar Selek als PEN-Stipendiatin in Köln. Der deutsche Literaturnobelpreisträger Günter Grass hatte sich bei einem Türkei-Besuch im April für sie eingesetzt. Grass, der auch Ehrenpräsident des deutschen PEN-Zentrums ist, übergab dem türkischen Kulturminister Ertugrul Günay eine Solidaritätserklärung für Selek mit 479 Unterschriften von Autoren und Politikern in Deutschland.

kuz/afp/dpa
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