Unverbesserlich Handke nimmt erneut Milosevic in Schutz
Zagreb - Der im Frühjahr gestorbene Milosevic trage weder Verantwortung für das Massaker an bosnischen Muslimen in Srebrenica im Jahr 1995, noch habe er davon überhaupt etwas gewusst, wird Handke in einem aktuellen Interview der kroatischen Wochenzeitung "Globus" zitiert. Wie das UN-Kriegsverbrechertribunal im Jahr 2001 festgestellt hatte, hatten Truppen der bosnischen Serben nach der Eroberung der UN-Schutzzone Srebrenica im Juli 1995 bis zu 8000 gefangene Muslime hingerichtet.
"Ich war beim Prozess gegen Milosevic, und es gab keinen Beweis, der ihn mit dem Massaker in Srebrenica in Verbindung bringen konnte. Er hat wahrscheinlich in jenem Moment davon gar nichts gewusst", so Handke in dem Blatt. "Globus" gilt als populäre Wochenillustrierte und berichtet über ein breites Themenspektrum.
Milosevic habe auch nicht den Krieg im ehemaligen Jugoslawien begonnen, dies seien die Slowenen gewesen, so Handke weiter. Auch die serbischen Artillerieangriffe auf die historische südkroatische Adriastadt Dubrovnik im Herbst 1991 zweifelte der Autor an. "Ich denke, dass Dubrovnik nicht angriffen wurde, und falls es doch angegriffen wurde, dann nicht das Zentrum, nicht die Altstadt." Gerade in der Altstadt von Dubrovnik, von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt, hatten serbische Granaten 1991/1992 nach UN-Urteilen großen Schaden angerichtet und Menschen getötet.
Der Österreicher Handke, 63, ist wegen seines Eintretens für das frühere serbische Regime unter Milosevic stark umstritten. Der Ex-Diktator starb im März, bevor der Prozess gegen ihn vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag abgeschlossen werden konnte. Handke war zur Beerdigung Milosevics am 18. März in dessen Geburtsstadt Pozarevac gereist. "Das tat ich, weil mich seine Familie gebeten hat", wird er in "Globus" zitiert.
Als Handke kürzlich den mit 50.000 Euro dotierten Heinrich-Heine-Preis der Stadt Düsseldorf erhalten sollte, kam es zum Eklat. Im Stadtrat zeichnete sich eine Mehrheit gegen die Jury-Entscheidung ab; Handke verzichtete daraufhin auf die Auszeichnung. Begründung: Er wolle sich nicht weiter "Pöbeleien" von Lokalpolitikern aussetzen.
dan/dpa