US-Autor Don DeLillo Sprengmeister der Paranoia

Medien-Overkill, Finanzkrise, Terrorgefahr: Wie soll man das verkraften? Mit Don DeLillo natürlich. Amerikas coolster Schriftsteller liefert Munition für alle Lebens- und Gesprächslagen. Deshalb: Zehn scharfe Zitate vom Don der literarischen Paranoia - und warum man sie draufhaben muss.
Von Christian Buß und Daniel Haas
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Don DeLillo: Meister der Paranoia

Foto: JIM COOPER/ AP

Sieht so das Ende der Geschichte aus? Ein alter Mann sitzt in seinem Haus in der Wüste und denkt über Vernichtung und Auslöschung nach. Während des letzten Irak-Krieges diente er dem Pentagon als akademischer Berater, jetzt doziert er vor einem jungen Filmemacher über die metaphysische Dimensionen des Militarismus. Jeder Satz ein Zitat, jede Phrase ein Geheimnis. Der Intellektuelle starrt auf verdorrte Dornbüsche und feiert den modernen Krieg als großes Paradoxon: als technischen Schöpfungsakt und Endpunkt der menschlichen Evolution zugleich. Nichts geht mehr am Omega-Punkt. History is over.

So still in seinem Ton, so reduziert in seinem Setting, so fatalistisch raunend klang Don DeLillo noch nie. Auf kaum 100 Seiten bringt es "Der Omega Punkt", seine jüngste Meditation über die kreativen Selbstzerstörungskräfte der westlichen Welt. 100 Seiten? Die bildeten in anderen Romanen des US-Großmeisters der Paranoia gerade mal die Ouvertüre. Sie brauchen schon Raum, die monströsen Verschwörungsepen, die mit Kriminellen und Verrückten, Wissenschaftlern und Politikern, Terroristen und amerikanischen Biedermännern bevölkert sind.

Das Wunderkind aus der Bronx, inzwischen 74 Jahre alt, agierte in den letzten vier Jahrzehnten als großer Ausdeuter, Ausleuchter und vor allem auch als Seher der amerikanischen Geschichte. Politik und Alltag, Popkultur und Verbrechen, Bilderwahn und Geisteswissenschaft - all diese Bereiche verband er zu verschlungenen Szenarien. Nicht nur treu ergebene Gefolgsleute des Don fordern deshalb schon seit Jahren den Literaturnobelpreis für ihn.

Prophetie und Paranoia

Neben den beiden anderen ewigen US-Anwärtern auf die Auszeichnung wirkt dieser Verfallsdichter seltsam pragmatisch: Während Philip Roths Werk gänzlich um die männliche Libido kreist und Thomas Pynchon längst im selbst herbeigeschriebenen Parallelkosmos entschwunden ist, lässt sich aus den ausladenden und oft durch alle Zeitebenen springenden Romanen DeLillos durchaus ein gesellschaftlicher Mehrwert ziehen: Mehr als einmal war er in seinen Romanen der Zeit weit voraus, mehr als einmal agierte der Verschwörungstheoretiker als Prophet.

Die Welt als mediale Simulation? Schon 1971, in seinem ersten großen Roman "Americana", schickte er einen zynischen Fernsehproduzenten ins Land hinaus, um das ursprüngliche Amerika wieder zu entdecken. Natürlich fand der Mann dann nur sich gegenseitig überdeckende Werbeimpressionen.

Der Mensch als Teil eines komplexen Datentransfers? Bereits 1984, das Internet war noch nicht erfunden, erkundete DeLillo in "Das weiße Rauschen" den Sound eines Informationsflusses, in dem der Mensch wie Treibgut dahinströmt. Der Terror als komplexes Zeichensystem? 1991 - 9/11 sollte noch ein Jahrzehnt auf sich warten lassen - verfasste er mit "Mao II" eine bestürzende Abhandlung dazu.

Die Allmacht der Medien, das Diktat des militärisch-industriellen Komplexes: Daraus hat kein zweiter US-Schriftsteller so detailreiche, doppelbödige und verstörende Gesellschaftspanoramen gebaut. Zehn der klügsten und scharfsinnigsten Sentenzen Don DeLillos haben wir für Sie zusammengestellt.

Aber darf man denn den wohl wichtigsten Gesellschaftsanalysten der amerikanischen Gegenwartsliteratur auf zehn partytalk-taugliche Sätze zusammenstauchen? Nun, wenn DeLillo nur noch 100 Seiten braucht, dann kann man sich ebenfalls kurzfassen. Cool und knapp lautet die Devise. So, wie es der Don uns vorgemacht hat.

"Americana" - Werber in der Bilderhölle

Foto: NELSON ALMEIDA/ AFP

"Sämtliche Impulse sämtlicher Medien wurden in die Schaltkreise meiner Träume eingespeist."
(Aus: "Americana", 1971)

So spricht in diesem ersten großen DeLillo-Roman ein zynischer Fernsehfuzzi. Wurde je ein dringlicherer Satz über die Unausweichlichkeit von Werbung gesprochen? Kein Zweiter hat so genau den Prozess beschrieben, wie Bilder das Bewusstsein prägen, wie Produkte das Sein bestimmen, wie die Realität hinter der Fernsehwirklichkeit verschwindet.

Wer zurzeit die US-Serie "Mad Men", das große Sittengemälde aus der Blütezeit der amerikanischen Werbewirtschaft, auf DVD verschlingt, kommt um "Americana", dieses Road-Movie eines Medienjunkies aus eben diesen Tagen, nicht herum. In dem Roman macht sich ausgerechnet ein Fernsehproduzent für eine Indianer-Reportage ins ursprüngliche Amerika auf - um dort natürlich auch nur mit Nachahmungen des von ihm fabrizierten TV-Trashs konfrontiert zu werden.

Wie grausam der Don doch sein kann: Hier schickt er den Werber in die Hölle, die der sich selbst geschaffen hat.
Christian Buß

"Great Jones Street" - Tödliche Coolness

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"Ruhm erfordert jede nur erdenkliche Art des Exzesses. Vielleicht ist das einzige auf Ruhm anwendbare Naturgesetz die Tatsache, dass der berühmte Mensch Selbstmord begehen sollte."
(Aus: "Great Jones Street", 1973)

Hat gerade jemand Kurt Cobain gesagt? Oder Heath Ledger? Don DeLillo war schon immer für eine zynische Straffung allgemeingültiger Einsichten gut. So kaltschnäuzig hat man die Logik des Ruhms selten serviert bekommen. Den Satz sagt der Rockstar Bucky Wunderlinck, eine Art Bob Dylan auf Speed und Koks. Nein, stimmt nicht: Wunderlinck nimmt eine Phantasiedroge, die das Sprachzentrum zerstört. Weil das Mittel erhebliche gesellschaftliche Flurschäden anrichten kann, interessiert sich bald auch eine Terrorgruppe dafür. Schon hat man wieder den typischen DeLillo-Themen-Mix: Terror meets Kunst meets Paranoia.

Es gibt auch in diesem, leider noch nicht übersetzten, Frühwerk jede Menge bloßstellender Sequenzen zu den Lieblingsthemen des Kultur-Hipsters. Beispiel Schwarzsein. Da wird ein weißer Popschnösel gefragt, was das jetzt sein solle, "Blackness - Schwarzheit". Antwort: "Schwarz ist Krass-Sein im besten Sinne. Du durchläufst das ganze Straßengefühl und den Druck und den Schrecken und kommst raus als eine mehrdimensionale Person." Au weia. Lassen Sie das mal nicht Oprah Winfrey oder Henry Louis Gates hören. Daniel Haas

"Bluthunde" - Hitler als Hynkel

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"'Hitler in Menschengestalt.' - ''Das ist widerlich.'"
(Aus: "Bluthunde", 1978)

In DeLillos Kunsthändlerkrimi, bei dem sich der Meister ausnahmsweise mal den Regeln eines klassischen Genres unterordnet, macht eine Truppe von Erotika-Sammlern Jagd auf ein legendäres Stück: Angeblich soll in Hitlers letzten Tagen im Führerbunker ein Porno gedreht worden sein. Nun, ganz zum Schluss der Hatz, sitzen die fündig gewordenen Jäger vor ihrem Medienschatz, lassen ehrfürchtig und aufgegeilt die stummen Bilder durch den Projektor laufen, hoffen auf den obszönsten Moment der Geschichte des Bewegtbildes - und dann das: Adolf spielt für die Kinder von Goebbels Charlie Chaplin nach.

Hitler als Hynkel, das ist der beste Witz der NS-Forschung und die böseste Pointe des Medienfatalisten DeLillo überhaupt: Original und Fälschung, sie sind längst unkenntlich miteinander verwoben.

Ach, hätte Bernd Eichinger vor seiner NS-Schmonzette "Der Untergang" doch dieses Buch gelesen! Das ganze unheilvolle Nudelmampfen seines Bunker-Adolfs wäre uns erspart geblieben. Christian Buß

"Das weiße Rauschen" - Treibgut des Datenstroms

Foto: Corbis

"Das System war unsichtbar, was es um so eindrucksvoller machte, um so beunruhigender im Umgang. Doch waren wir im Einklang, zumindest für einen Augenblick. Die Netzwerke, die Schaltsysteme, die Ströme, die Harmonien."
(Aus: "Das weiße Rauschen", 1984)

Wie erregend es doch offensichtlich sein kann, seine Karte in einen Bankautomaten zu stecken, um dann wie von Zauberhand Zahlenwerk ausgespuckt zu bekommen! Das denkt jedenfalls die Hauptfigur von DeLillos früher Reflexion über den modernen Informationstransfer. Sein Held arbeitet in einem Universitätsstädtchen als Dozent für deutsche Geschichte mit Schwerpunkt Hitler. Das Interessante: So wie der Kollege des Ich-Erzählers alles über Elvis sammelt, sammelt er selbst in der gleichen Weise alles über Adolf. Pop und Historie, der King und der Führer - alles eins.

Die Geschichtswissenschaft, sie wird in dem Universitätskomödchen des Wissenschaftsskeptikers DeLillo zum Hort für Menschen mit krankhafter Sammelleidenschaft. Jede Info wird aufgelesen, aber keine gedeutet. Kein Wunder, dass man dann glückselig vor dem Bankautomaten steht und sich über die Logik der ausgespuckten Zahlen freut.

Der Don und das Web 2.0, sie werden natürlich nie Freunde werden. Der Mensch, bei DeLillo ist er auf ewig Treibgut im Datenstrom. Christian Buß

"Sieben Sekunden" - Akten statt Fakten

Foto: Corbis

"Der Fall wird ihn nie mehr loslassen. Deshalb haben sie diesen Raum für ihn gebaut, den Raum des Alters, den Raum der Geschichte und der Träume." (Aus: "Sieben Sekunden", 1991)

Der Fall ist eines der großen Traumata der jüngeren US-amerikanischen Geschichte: die Ermordung John F. Kennedys, mutmaßlich durch Lee Harvey Oswald (siehe Bild). Don DeLillo schrieb mit "Sieben Sekunden" einen der bedeutendsten historischen Romane der Postmoderne.

Historisch, weil in diesem packenden Text geschichtliche Figuren auftreten: Oswald, sein Mörder Jack Ruby, Fidel Castro. Postmodern, weil sie mit erfundenen Helden konfrontiert werden, CIA-Agenten, Mafiosi und eben jenem Ermittler, der sämtliche Akten zum Fall studiert.

Dieser Mann ist in einem Raum voller Ordner gefangen, bergeweise Material muss gesichtet werden, um der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Die Tatsachen sind aber nur ein Gemisch aus Fakten und Fiktion, sie ergeben keine schlüssige Geschichte, sondern nur Variationen einer Erzählung mit wiederkehrenden Motiven. So stellt DeLillo die Geburt eines Mythos aus dem Geist der Paranoia dar.
Daniel Haas

"Mao II" - Sprengkraft der Literatur

Foto: Hubert Boesl / dpa

"Beckett war der letzte Autor, der unsere Art zu denken und wahrzunehmen formen konnte. Nach ihm gibt es keine bedeutenden Werke mehr ohne Explosion."
(Aus: "Mao II", 1992)

Die Explosion als künstlerisches Ausdrucksmittel: Solche Ideen nahm man nach der Katastrophe des 11. September nur noch mit Schaudern wahr. Und wenn den Satz auch noch ein Großschriftsteller sagt, der sich mit Terroristen aus dem Mittleren Osten einlässt, dann birgt das Bonmot wirklich Sprengstoff.

"Mao II" handelt von Bill Gray, einem Starautor, der sich wie J. D. Salinger und Thomas Pynchon vor der Öffentlichkeit versteckt. Nach Jahren der Zurückgezogenheit reist er nach Athen, um dort mit einem Geschichtsprofessor über den Zusammenhang von Kunst und Terror zu debattieren. Soll Gray für den Terroristenführer Abu Rashid Texte schreiben, quasi als dessen internationales Sprachrohr? Würde das seinen Glauben an die Literatur wiederbeleben?

Heute liest sich das Buch wie eine gespenstische Vorwegnahme all jener Themen, die nach 2001 sowohl Kulturkritik als auch Politik beschäftigten. Die zentrale Frage war: Die Moderne, mit ihrer Verliebtheit in die Gewalt, den Zerfall, den Schmerz - hatte sie nicht ausgespielt? Andererseits: Wie sollen Autoren angesichts der Übermacht der Medien, die lieber Images als Inhalte vermarkten, sich noch Gehör verschaffen? Mit Attentaten? DeLillo zündelte schon immer mir brisanten Themen. Hier legte er die Lunte an ein Kernproblem der literarischen Innovation.
Daniel Haas

"Unterwelt" - Krieg und Spiele

Foto: ? Desmond Boylan / Reuters/ REUTERS

"Nichts hat all diese Menschen, geprägt durch Sprache und Klima und Lieder und Frühstücksgewohnheiten und die Witze, die sie erzählen, und die Autos, die sie fahren, je so miteinander verbunden wie dies: in der Spalte der Zerstörung zu sitzen."
(Aus: "Unterwelt", 1997)

Die Angst vor der Auslöschung als großes kollektives Erleben: In seinem großen Roman-Panorama breitet DeLillo dieses umfassende Unbehagen ausgerechnet während eines legendären Spiels der Brooklyn Dogders gegen die New York Giants am 3. Oktober 1951 aus, bei dem die Giants sich mit einem gewaltigen Schlag zum Sieg bringen.

Der Ball fliegt in die Ränge zwischen die Menschen - und DeLillo lässt ihn auf fast 1000 Seiten durch ein halbes Jahrhundert amerikanischer Geschichte sausen, verbindet das Kleine mit dem Großen, verbindet den ersten Samenerguss eines seiner Chronisten mit den ersten Atomraketentests der Sowjets.

Mikro- und Makrokosmos, heiße Lenden und Kalter Krieg, hier werden sie eins. Nichts geht verloren. Der Donnerschlag des Don: 50 Jahre Geschichte in pure Gegenwart verwandelt. Christian Buß

"In den Ruinen der Zukunft" - Erfundene Erinnerung

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"Am Himmel ist eine Leerstelle. Der Schriftsteller versucht, diesen wehklagenden Raum mit Erinnerung, Zärtlichkeit und Bedeutung zu füllen."
(Aus: "In den Ruinen der Zukunft" in: "Harper's Magazine", 2001)

Kein Satz aus einem Buch, sondern aus DeLillos großem Essay anlässlich des Twin-Tower-Attentats, erschienen kurz nach dem 11. September im US-amerikanischen "Harper's Magazine". Die Leerstelle, das war der Raum, den die Massenmörder ins Stadtbild von New York gesprengt hatten.

Es war aber auch der Ort, an dem sich die Phantasie mit dem Schmerz und der Trauer vermengte. Was war da geschehen? Wie sollte man damit fertigwerden? Als Autor fühlte sich DeLillo verpflichtet, die Katastrophe symbolisch zu bergen. Und als nachfühlender Historiker tätig zu werden: Durch ihre imaginative Art des Erinnerns wird Literatur geschichtsträchtig - und bedeutungsstiftend.

DeLillo hat - siehe "Falling Man" - den wehklagenden Raum selbst belletristisch ausgemalt, zärtlich und um Bedeutung ringend. Mit diesem großartigen Essay aber legte er als erster den Grundstein für ein integres Schreiben nach der Katastrophe. Daniel Haas

"Cosmopolis" - Abgefahrene Reflexion

Foto: Vince Bucci/ Getty Images

"Er hatte auch so ein Auto haben wollen, weil er es für eine platonische Replik hielt, schwerelos trotz der Größe, weniger Gegenstand als Vorstellung."
(Aus: "Cosmopolis", 2003)

Sagen Sie das mal bei einer Aktionärsversammlung von General Motors. Die literarischen Gemüter werden vielleicht schmunzeln und denken: Ah, Don DeLillo! Aber nicht sein stärkster Text - mit Verlaub.

Stimmt: Die Geschichte eines Milliardärs, der sich in der Stretchlimousine durch New York kutschieren lässt, in die Trauerparade für einen gestorbenen Rapper gerät und am Ende einem durchgeknallten Killer gegenüber sitzt, ist ein aus Genreversatzstücken und Oberseminarsreflexionen zusammengeschraubtes Stück Prosa. Aber das Auto als Anlass philosophischer Spekulation, das ist schick und macht sich auch auf anspruchsvollen Dinnerpartys, sagen wir im Kreis von Kulturträgern in Berlin Mitte, gut.

Nun wäre Don DeLillo kein exzellenter Autor, wäre in solchen Sentenzen nicht eine treffende Kulturkritik enthalten. "Sein Sicherheitschef mochte das Auto wegen der Anonymität. Lange weiße Limousinen waren zu den unauffälligsten Fahrzeugen der Stadt geworden." So geht der Text weiter. Wenn das mal keine raffinierte Wahrnehmungsdiagnose ist. Es gibt eine Art der Präsenz, die sich selbst verschleiert. Das Künstliche wird als etwas Natürliches, Selbstverständliches wahrgenommen. Bei Autos ist das letztlich harmlos. Aber es gibt andere Phänomene, da sollte man achtsam bleiben. Daniel Haas

"Falling Man" - Sterben als Stillleben

Foto: Suzanne Weller/ AFP

"Dort baumelte ein Mann über der Straße, kopfüber. Er trug einen Business-Anzug, hielt ein Bein gebeugt, die Arme an den Seiten."
(Aus: "Falling Man", 2007)

Ungeheuerlich ist das Zentralmotiv aus Don DeLillos verhältnismäßig kurzem 9/11-Roman-"Falling Man": Ein Aktionskünstler hängt in New York an unsichtbaren Drähten in der Luft und verharrt dort bewegungslos. Er ahmt sozusagen das berühmte, aber umstrittene Foto von Richard Drew nach, das eines der Anschlagsopfer beim Sprung vom World Trade Center zeigt. Der flüchtige Moment des Sterbens wird so zu einer Art Stillleben.

Doch aus dem eingefrorenen Augenblick heraus gelingt DeLillo die vielleicht stärkste Elegie über den 11. September. Am Ende, das würde bei jedem anderen pietätlos erscheinen, gehen wir mit dem Autor sogar in die brennenden Türme hinein.

Vielleicht das kathartischste Werk Don DeLillos: Ein Buch über die ungeheure Kraftanstrengung des Erinnerns. Christian Buß

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