
Skandal am Gorki Theater »Es wurde nie akzeptiert, dass wir Angst haben«


Das Maxim Gorki Theater (Archivfoto von 2012)
Foto: Michael Kappeler/ picture alliance / dpaIm Frühjahr berichtete der SPIEGEL über ein Klima der Angst am Berliner Maxim Gorki Theater. Mitarbeitende schilderten Machtmissbrauch, verbale Gewalt und Übergriffigkeit durch die Intendantin Shermin Langhoff. Versuche, sich dagegen zu wehren, seien gescheitert, hieß es. Viele verließen das Haus. Obwohl der Berliner Senat von den Beschwerden der Mitarbeitenden wusste und ein Mediationsverfahren in Gang setzte, das scheiterte, verlängerte Kultursenator Klaus Lederer den Vertrag der Intendantin bis 2026. Auf Nachfrage teilte die Senatsverwaltung mit, zur Kommentierung der Vorgänge Zeit zu benötigen. Man versprach, unaufgefordert auf den SPIEGEL zuzukommen.
Nach der Berichterstattung veröffentlichte das Theater ein Statement, in dem es sich selbst lobte. Dort hieß es: »Wenn Mitarbeiter*innen verbal angegriffen, nicht wahrgenommen und enttäuscht wurden, nehmen wir das ernst.«
Wer Mitarbeitende heute fragt, hört das Gegenteil. »Es wurde nie akzeptiert, dass wir Angst haben. Und es wurde nie für realistisch befunden, dass Menschen deshalb das Haus verlassen«, berichtet eine am Haus beschäftigte Person. Wer Kritik übe, fürchte weiterhin, entlassen zu werden.
Vor wenigen Wochen wurde die Apologie am sichtbarsten Ort eines Theaters ausgestellt, auf der Bühne. Dort feierte ein Musical von Yael Ronen Premiere. In »Slippery Slope« geht es unter anderem um Enthüllungsjournalistinnen, die überall Machtmissbrauch wittern und mutmaßlichen Opfern Vorwürfe in den Mund legen: »Missbrauch und Manipulation, Gewalt in jeder Form, Wutanfälle und schlechte Kommunikation, Einschüchterung, Lügen«, singt ein Chor dem narzisstischen, liebenswürdig-naiven Beklagten vor. Man will ihm den Kopf tätscheln und die gemeinen Journalistinnen in die Anzeigenabteilung versetzen.
Der Senat hat sich bisher übrigens nicht gemeldet.