Getöteter Regisseur Mantas Kvedaravičius Todesumstände sollen als mögliches Kriegsverbrechen untersucht werden

Schon 2014 hatte Mantas Kvedaravičius eine Doku über Mariupol gedreht, dort wurde der litauische Filmemacher nun getötet. Präsident Selenskyj spricht von Mord, Freundinnen des Todesopfers berichten von dramatischen Umständen.
Kvedaravičius (bei der Berlinale 2011): Dokumentierte die Belagerung von Mariupol

Kvedaravičius (bei der Berlinale 2011): Dokumentierte die Belagerung von Mariupol

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imago stock&people

Am 3. April teilte der Pressedienst des ukrainischen Verteidigungsministeriums den Tod des litauischen Regisseurs Mantas Kvedaravičius mit. Er sei beim Versuch, die von russischen Truppen belagerte ukrainische Stadt Mariupol zu verlassen getötet worden, hieß es in einem Tweet.

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Zuvor hatte bereits der russische Filmemacher Vitali Manski über den Tod seines 45-jährigen Kollegen berichtet. Dieser sei »mit der Kamera in der Hand« getötet worden, schrieb Manski im Internetdienst Facebook .

Das litauische Außenministerium zeigte sich »schockiert« über die Nachricht. Kvedaravičius sei in der Hafenstadt im Südosten der Ukraine gewesen, um »russische Kriegsgräuel zu dokumentieren«. Mit seinem Film »Mariupolis« hatte er bereits die Belagerung Mariupols im Jahr 2014 durch russische Truppen dokumentiert. Der Film lief 2016 auf der Berlinale.

Kvedaravičius sei eigentlich bei Dreharbeiten für einen Spielfilm in Uganda gewesen, als Russland die Ukraine angriff, berichtete seine Produzentin Uljana Kim litauischen Medien. Der Filmemacher habe sich sofort entschlossen, nach Mariupol zurückzukehren.

Die Umstände seines Todes konnten zunächst nicht unabhängig bestätigt werden. Eine Freundin von Kvedaravičius, die ukrainische Journalistin Albina Lvutina, schrieb auf Facebook und Instagram, der Filmemacher sei von »seelenlosem russischem Militär« gefangen und getötet worden. Man habe die Leiche einfach entsorgt. Kvedaravičius' Frau habe die sterblichen Überreste auf eigene Faust nach Litauen gebracht.

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Die offenbar dramatischen Umstände bei dieser Aktion beschreibt Irina Prudkova, die Produktionsmanagerin von »Mariupolis«, auf ihrer Facebookseite . Demnach habe Kvedaravičius' Frau den Leichnam über Donezk, Russland und Lettland nach Litauen überführt. Dort ist er nach Angaben des litauischen Mediums »15min«  inzwischen eingetroffen. Es sei eine forensische Untersuchung geplant. Wie der litauische Rundfunk LRT berichtet, untersucht die litauische Generalstaatsanwaltschaft den Fall im Zuge ihrer Ermittlungen über in der Ukraine begangene Kriegsverbrechen.

Der ukrainische Präsident Selenskyj kondolierte seinem litauischen Amtskollegen Gitanas Nausėda. In dem Brief, der von der ukrainischen Botschaft in Vilnius an die Nachrichtenagentur BNS übermittelt wurde, schrieb er vom »Mord an dem bekannten Filmregisseur Mantas Kvedaravičius durch die russischen Besatzer in Mariupol«.

Kvedaravičius, von Haus aus Archäologe, war bereits 2011 bei den Filmfestspielen in Berlin ausgezeichnet worden. Für seinen Film »Barzakh« erhielt er den Amnesty-International-Filmpreis. Darin berichtete er von einem tschetschenischen Dorf. Die Menschenrechtsorganisation schrieb : »Wir sind schockiert und traurig über die Nachricht von Mantas Kvedaravicius' Tod«. Man habe ihm 2011 den Amnesty-Filmpreis verliehen, weil er es geschafft habe, »eine starke Nähe zu den Menschen in Tschetschenien herzustellen«.

2019 war Kvedaravičius' erster Spielfilm, »Parthenon«, bei den Filmfestspielen von Venedig in der Reihe »Woche der Kritik« gezeigt worden.

feb/AFP/Reuters/AP
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