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Marie Versini, 82

aus DER SPIEGEL 48/2021
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Mary Evans / IMAGO

Die französische Schauspielerin wurde von den Deutschen geliebt. Als sie 1963 in der Karl-May-Verfilmung »Winnetou 1. Teil« die Rolle von Nscho-tschi übernahm, der Schwester des Titelhelden, wurde sie über Nacht ein Star – und die Em­pörung war groß, als Nscho-tschi in dem Film erschossen wurde. Mario Adorf, der ihren Mörder darstellte, wurde beschimpft. Die Produzenten erkannten Versinis Starpotenzial und besetzten sie in wei­teren May-Adaptionen wie »Der Schut« (1964). Für die Französin wurde mit den Karl-May-Filmen ein Kindheitstraum wahr, wie sie später erzählte. Bereits als kleines Mädchen habe sie von ihrem Vater einen »Winnetou«-Roman geschenkt bekommen und sich beim Lesen vorgestellt, wie es wäre, Nscho-tschi zu sein. Als sie die Figur dann viele Jahre später spielen durfte, habe sie ihren »wilden« und »ungezügelten« »Trieben« freien Lauf gelassen – vielleicht einer der Gründe, warum sie der Figur eine so erfrischende Lebendigkeit ver­leihen konnte. Ähnlich wie der Winnetou-Darsteller Pierre Brice blieb Versini dem Karl-May-Universum ihr Leben lang verbunden. Dass sie einst mit 17 Jahren das jüngste Mitglied der Comédie-Française geworden war und in einigen fran­zösischen und englischen Pro­duktionen mitgespielt hatte, wussten die wenigsten ihrer Fans. 2016 hatte sie in einem TV-Dreiteiler, der auf den Werken Karl Mays basiert, einen ihrer letzten Auftritte. Marie Versini starb am 22. November im bretonischen Guingamp.

lob
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