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Marlene: Darling der US-Agenten

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aus DER SPIEGEL 27/1984

Populäre amerikanische Songs aus den dreißiger und vierziger Jahren wie »My Heart Stood Still« und aus Broadway-Shows von Gershwin und Cole Porter waren dem amerikanischen Geheimdienst während des Krieges ein probates Mittel zur Demoralisierung von Nazideutschland. Übersetzt und neu arrangiert, vor allem von Kurt Weill, wurden sie von Geheimsendern ausgestrahlt, um fehlgeleiteten Deutschen die Heilsbotschaft - den American Way of Life - nahezubringen. Auf der Höhe des amerikanischen Engagements im Sommer 1944 wurden pro Woche acht Platten mit Hits und auch kompletten Broadway-Shows auf deutsch aufgezeichnet. Wie Dokumente des Nationalarchivs in Washington, die erst seit kurzem der Öffentlichkeit zugänglich sind, beweisen, hat das OSS (Vorläufer der CIA) alle Vorsicht walten lassen, um die strengen amerikanischen Copyright-Gesetze zu umgehen: Komponisten und Texter der Originalsongs wurden nicht verständigt und Musiker ohne die Kenntnis der zuständigen Gewerkschaft angeheuert. Unter den in Europa geborenen Künstlern waren Weill, Lotte Lenya und Marlene Dietrich die bekanntesten, doch einzig die Dietrich galt als vertrauenswürdig. Nur sie wußte, wer ihr wahrer Arbeitgeber war; den eigentlichen Zweck der Sangesübung erfuhr freilich auch sie nicht.

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