FILMINDUSTRIE Martha rennt
Eine Küchenchefin, die nur für ihren Beruf lebt, bis sie sich plötzlich um ihre achtjährige Nichte kümmern und dann auch noch ihren Herd gegen einen Konkurrenten aus Italien verteidigen muss - das ist der Plot von Sandra Nettelbecks appetitanregender Komödie »Bella Martha«. Seit April haben in Deutschland 441 385 Kinozuschauer Martina Gedeck als Maître Martha bewundert; jetzt kommt auch das amerikanische Publikum auf den Geschmack: »Mostly Martha«, so der US-Titel, hat in knapp zwei Monaten bereits rund drei Millionen Dollar eingespielt. Zum Vergleich: Tom Tykwers Techno-Märchen »Lola rennt«, der im Ausland erfolgreichste deutsche Film der letzten zehn Jahre, schaffte 7,3 Millionen. »Mostly Martha« sei »keine typisch deutsche Komödie«, lobte die »New York Times«. Selbst wenn: »Deutsche Filme sind plötzlich in Mode«, analysiert die »Los Angeles Times«. Mitte September startete in den USA Oliver Hirschbiegels Thriller »Das Experiment«; im März soll Caroline Links Emigrantendrama »Nirgendwo in Afrika« folgen. »Martha«-Regisseurin Nettelbeck, 36, kann mittlerweile auf eine internationale Karriere hoffen: Sie schreibe »als Nächstes zwei Drehbücher in Englisch«, für unabhängige US-Produzenten; außerdem stehe eine Zusammenarbeit in Aussicht mit der Kopenhagener Zentropa, bekannt geworden durch den Regie-Dogmatiker Lars von Trier. Die dänischen Produzenten machten »keine leeren Versprechungen«, so Nettelbeck, und seien »auch sehr viel besser gelaunt« als die meisten ihrer deutschen Kollegen.