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Maulkorb für Radio-Satire

aus DER SPIEGEL 6/1991

Der Berliner Kabarettist Martin Buchholz hat im heimatlichen Sender Freies Berlin (SFB) die Stimme verloren. Seit September letzten Jahres pflegte der Satiriker im Radio-»Morgenecho« auf SFB 2, freitags um 7.20 Uhr, eine kleine Lästerecke mit Notizen zu aktuellen Begebenheiten. Die bißfrohe Sendung hieß »Was Bullrich-Salz für die Verdauung, ist Buchholz für die Weltanschauung«, aber der Hörfunkdirektor Wolfgang Seifert fand sie zunehmend unbekömmlich. Seifert, bei Redakteuren als »eigentlich lieb und pflaumenweich« bekannt, empfand, Satire gehöre nicht in so ein Informationsprogramm. Als Buchholz am 18. Januar mit beinharten Apercus zum Golfkrieg auftrat und Helmut Kohl als »zweiten großen Vereiniger des letzten Jahres« direkt neben Saddam Hussein postierte, war das Maß voll. Solche giftigen Blähungen verschreckten die Hörer, meinte der Direktor, die »Satire gehört auf einen verträglicheren Sendeplatz«. Die »Quelle der Irritation« hat er erst mal verstopft - »ein paar Wochen« soll Buchholz »aussetzen«.

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