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SCHALLPLATTEN NEU IN DEUTSCHLAND Mit Moral

Bob Dylan: »Jahn Wesley Harding«. Bob Dylan (Gesang, Harmonika, Gitarre. Piano), Charles McCoy (Kontrabaß), Pate Drake (Gitarre). Kenny Buttrey (Schlagzeug); CBS S 63252; 19 Mark.
aus DER SPIEGEL 24/1968

Nach einem schweren Motorradunfall hatte sich Hob Dylan, 27, der Abgott der Protestsänger, aufs Land zurückgezogen.

Auf einer neuen Langspielplatte -- die Firma MGM hatte ihn nicht einmal mit einem Vier-Millionen-Mark-Vertrag der CBS abspenstig machen können hat der Heros der College-Jugend das Resultat seiner 18 Monate dauernden Einkehr festgehalten: Statt der aufrührerischen Lieder, die Dylan früher oft erst im Studio aufs Papier warf, während die Musiker sich mit Poker die Zeit vertrieben, singt er nun besinnliche Verse mit Moral.

Landstreicher und Bettler, Diebe, Spieler, gestrandete Einwanderer und Heilige träumen in den neuen Dylan-Gesängen dieser nach dem Texas-Desperado John Wesley Hardin (Dylan-Version: Harding, »weil der Name in meinen Ohren so klingt") benannten Platte von einem humaneren Way of life -- in der christlichen »Ballad of Frankie Lee and Judas Priest« beispielsweise:

»Wenn du deinen Nachbarn mit schwerer Last erblickst, hilf ihm tragen. Verspiel nicht das Paradies für ein Heim an dieser Straße.«

»Früher glaubte ich«, kommentiert Hob Dylan (verheiratet und »mindestens ein Kind"), »daß meine Lieder und ich dasselbe seien. Heute hoffe ich, mein Song sei jedermanns Song.«

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