Moskau duldet Protestsänger
Die sowjetischen Behörden haben 1976 erstmals öffentliche Auftritte kritischer Liedermacher geduldet und sogar gefördert. Zu Sängerfesten in der Waldumgebung Moskaus, die fast regelmäßig 7000 bis 8000 Fans anlockten, stellten Funktionäre Elektroverstärker, Zelte und Busse kostenlos bereit. Die Song-Texte mußten allerdings vorher die Zensur passieren; Konzert-Werbung über Funk oder Presse war verboten. Unbehelligt, aber vor meist nur 100 bis 200 »mutigen Zuhörern« (so ein Beteiligter), musizierten im letzten Sommer auch dezidierte Protestsänger vor den Toren der Hauptstadt. Gegenwärtig produzieren Moskauer Intellektuelle eine Samisdat-Zeitschrift für Politik und Kunst, die in 70 Exemplaren im Untergrund zirkuliert und pro Stück bis zu 50 Leser erreichen soll. Vor den Behörden ist den Herausgebern nicht bang: »Die finden da keinen Anfang und kein Ende.«