Museen: Diktat des Stifters
Alles ist echt: die Brokatschabracken, der Marmorkamin, die Seidensamt-Tapeten; und eigentlich, so stichelt die Presse, »fehlt nur noch die Wachsfigur des Stifters«. Der US-Bankier Robert Lehman hatte dem New Yorker Metropolitan Museum rund 300 Gemälde, 1000 Zeichnungen, gotische Teppiche und Renaissance-Möbel (Gesamtwert: 100 Millionen Dollar) mit der Auflage vermacht. daß sieben Salons seiner Prunkvilla in einem eigens dafür errichteten Museumsflügel naturgetreu rekonstruiert werden und seine Sammlung »unversehrbar von der Vergiftung fremder Einflüsse« erhalten bleibt. Der Anbau kostete sieben Millionen Dollar und brachte dem Museum eine Menge Arger. Zwar drängen sich die New Yorker seit voriger Woche in dem pompösen Kunstkabinett, doch rügen Kritiker den »Kulturimperialismus« des Met und betrachten Sammlung und Stifter als »weit überzelebriert«, das ganze Unternehmen als »bedenklichen Präzedenzfall« der »auch andere Museen dem Diktat künftiger Stifter« ausliefern könne.