Musik
Die deutsche Schallplattenindustrie sucht den Anschluß ans 20. Jahrhundert: Erstmals verzichtet die »Arbeitsgemeinschaft Schallplatte in diesem Jahr auf den sogenannten »Gala-Abend Klassik«. eine anachronistisch-halbseidene Veranstaltung voller Kitsch, falscher Romantik und dummer Sprüche. Statt dessen ist ein »Workshop Klassik« geplant, »wobei Klassik nur als wertfreier, beschreibender Begriff für die »ernste Musik« zu verstehen ist«. An drei Abenden werden Künstler aus vierzehn Nationen Musik aus sieben Jahrhunderten spielen; wobei die von der Plattenindustrie wieder mitentdeckten Klänge der musikalischen Frühzeit und die zeitgenössische Musik besonders berücksichtigt werden. »Gespielt wird«, so eine Verlautbarung der »Arbeitsgemeinschaft Schallplatte«, »was man mit Fug und Recht insofern als Schallplattenmusik bezeichnen kann, als diese Musik (fast) nur noch auf der Platte zu hören ist.« Die neue Konzeption für das Fest der Schallplattenindustrie, das Anfang November beim Sender Freies Berlin stattfindet, haben junge Firmenangehörige initiiert, denen bei den bisherigen Gala-Soireen das »große Kotzen« gekommen war.