
Mr. Acker Bilk gestorben: Sein größter Hit war für die Tochter
"Stranger on the Shore" Jazz-Klarinettist Mr. Acker Bilk gestorben
Er nannte sich, so viel Zeit musste schon sein, Mr. Acker Bilk, und trat in der Regel höchst elegant mit Melone und gestreifter Herrenweste auf. So wurde der Brite zum Aushängeschild des Revivals, das der traditionelle Jazz in den frühen Sechzigerjahren erfuhr. Regelmäßig kamen seine Melodien, die sich auf Dixieland und Ragtime beriefen, hoch in die Charts - bevor der Beat-Boom den Trad-Jazz zu einem Schattendasein verurteilte.
Doch aller Eleganz im Auftreten zum Trotz hatte vieles, was Bernard Stanley Bilk besonders machte, seine Wurzeln in einer rauen Jugend im Südwesten Englands, die der 1929 geborene Sohn eines Methodistenpriesters erlebte: Sein Künstlername Acker stammt von einem Slang-Wort für "Kumpel", und seinen speziellen Spielstil führte er darauf zurück, dass ihm bei einer Schulkeilerei zwei Vorderzähne ausgeschlagen wurden. Zudem verlor er bei einem Schlittenunfall einen Teil eines Fingers.
Zu seinem Instrument, der Klarinette, kam Acker Bilk beim Militärdienst am Suezkanal; nach seiner Rückkehr ließ er die Arbeit in der Tabakfabrik und als Schmied bald sein und ging als Jazzmusiker zunächst nach London und dann mit der Bristol Paramount Jazz Band nach Düsseldorf, wo er ein halbes Jahr lang jeden Abend in einer Bierstube spielte.
Mit dieser wertvollen Erfahrung kam er zurück in seine englische Heimat, wo die Trad-Jazz-Welle gerade hochschwappte, und hatte mit "Summer Set" 1960 den ersten Hitparadenerfolg. Es folgten mehrere weitere Hits, die aber alle durch Acker Bilks Evergreen "Stranger on the Shore" überstrahlt werden.
Ursprünglich hatte Bilk die Melodie für seine Tochter Jenny geschrieben, bevor die BBC an ihn herantrat und die Komposition als Titelmelodie für eine TV-Serie verwendete, in einem Streicherarrangement des Leon Young String Chorale. "Stranger on the Shore" blieb vom Oktober 1961 an fast ein Jahr lang ununterbrochen in den britischen Charts und ist bis heute die meistverkaufte Instrumental-Single des Landes.
Im Mai 1962 schaffte es "Stranger on the Shore" sogar auf Platz eins der US-Charts, was Acker Bilk zum ersten Briten an der Spitze der Billboard Hot 100 machte. Ein kurioser Vorbote der "British Invasion" der Beatbands, die in den folgenden Jahren das amerikanische Publikum begeisterten - die aber auch Zuhause all die zuvor so populären Stile plötzlich äußerst gestrig aussehen ließen.
So bekam auch die Karriere von Mr. Acker Bilk Mitte der Sechziger einen schweren Knick; nur ein einziges Mal, mit "Aria" (1976), kam er noch in die Singlecharts zurück.
Das sanfte "Strangers on the Shore" blieb derweil ein Evergreen; die Astronauten der Apollo-10-Mission nahmen die Melodie auf einem Mixtape sogar mit zum Mond. Acker Bilk selbst sagte einmal, er "hasse" das Stück. "Es war nicht anders als der Rest und kam mir gerade so in den Kopf", sagte er über den Dauerhit, für den er vier Goldene Schallplatten erhielt.
Am Sonntagabend teilte sein Management mit, dass der Klarinettist im Alter von 85 Jahren nach längerer Krankheit gestorben ist. "Das Alter hat ihn eingeholt", erklärte seine Managerin Pamela Sutton und würdigte Bilk als einen "brillanten Musiker" mit Sinn für Humor. Bilk war seit längerem an Krebs erkrankt und gab sein letztes Konzert im August 2013. Er starb nach Angaben der Agentin in einem Krankenhaus in der südwestenglischen Stadt Bath.