Belästigungsvorwürfe gegen Plácido Domingo Auftritte des Opernstars auf dem Prüfstand

Domingo hatte sich zuletzt entschuldigt
Foto: NurPhoto/ Getty ImagesNachdem der Opernstar Plácido Domingo zahlreiche Frauen um Entschuldigung gebeten hatte, die ihm Übergriffe vorgeworfen hatten, stehen Engagements des Sängers auf dem Prüfstand. Das spanische Kulturministerium hat zwei Auftritte des berühmten Tenors am Teatro de la Zarzuela in Madrid abgesagt.
Diese Entscheidung treffe man "aufgrund der Schwere" der Vorwürfe und "aus Solidarität mit den betroffenen Frauen", teilte das Nationale Institut für Darstellende Künste und Musik mit. Domingo sollte am 14. und 15. Mai an der Oper "Luisa Fernanda" im La Zarzuela mitwirken. Die Aufführungen würden allerdings nicht abgesagt, hieß es. Der 79 Jahre alte spanische Sänger soll ersetzt werden.
Auch in Hamburg wird über einen geplanten Auftritt Domingos diskutiert. "Wir sind irritiert über diese neuen Entwicklungen und nehmen die Thematik rund um Plácido Domingo sehr ernst", sagte der Pressesprecher der Hamburger Staatsoper, Michael Bellgardt, der Deutschen Presse-Agentur dpa.
Die Faktenlage habe sich geändert
Die Staatsoper will zunächst an den geplanten Auftritten des 79-Jährigen Ende März festhalten. Man beschäftige sich genau mit den neuesten Entwicklungen und informiere sich umfassend. "Wir werden uns auch mit den anderen Institutionen in Europa austauschen und danach an die Öffentlichkeit treten", sagte Bellgardt. Im Rahmen der "Italienischen Opernwochen" der Hamburger Staatsoper sind drei Auftritte von Plácido Domingo in Giuseppe Verdis Oper "Simon Boccanegra" geplant.
Die Salzburger Festspiele teilten auf dpa-Anfrage mit, es gebe für das Engagement von Plácido Domingo in den beiden konzertanten Aufführungen der Verdi-Oper "I vespri siciliani" (Die sizilianische Vesper) im August 2020 unterschriebene Verträge. "Es war und ist den Festspielen ein Anliegen, den mit Vorwürfen eines Fehlverhaltens belasteten Sänger fair zu behandeln, also keine Vorverurteilung vorzunehmen."
Die Faktenlage habe sich jetzt allerdings geändert, nachdem Domingo eingeräumt hatte, dass sein Verhalten die betroffenen Frauen verletzt haben könnte. "Die Salzburger Festspiele wollen zunächst umfassende Informationen zum Fortgang der in den USA laufenden Untersuchungen einholen und danach ihre Entscheidung der Presse bekanntgeben", hieß es in der Stellungnahme aus Salzburg. Noch im August hatten die Salzburger Festspiele sich entschieden, einen Auftritt Domingos nicht abzusagen.
Auch die Bayerische Staatsoper in München hält an dem Engagement von Domingo als Nabucco bei den Opernfestspielen 2020 fest. "An unserem Haus sind uns keine Vorfälle bekannt, es gibt keinerlei Bedenken von Seiten unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter", erklärte Intendant Nikolaus Bachler. "Herr Domingo zeigte für sein Verhalten Reue. Auch daher sehen wir keinen Grund, vertragsbrüchig zu werden."
Am Dienstag hatte sich Domingo erstmals bei den Frauen entschuldigt, die ihm im Zuge der #MeToo-Bewegung Übergriffe vorgeworfen hatten. Zuvor hatte eine Untersuchung des US-Verbands der Musikkünstler (AGMA) die Vorwürfe zahlreicher Sängerinnen bestätigt.