Gestorben Betty Davis, 77

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Die Öffentlichkeit nahm kaum Notiz von ihr, als sie Mitte der Siebzigerjahre ihren Schaffenshöhepunkt hatte – wahrscheinlich weil die Sängerin ihrer Zeit deutlich voraus war. Vielleicht war man damals noch nicht so weit, weiblichen Sex mit diesem Selbstbewusstsein zu feiern. Madonna konnte es dann. Oder eine Rapperin wie Cardi B. heute – Betty Davis ebnete ihnen den Weg. Mit 17 Jahren kam sie aus der Nähe von Pittsburgh nach New York, um Mode zu studieren, und stürzte sich ins Nachtleben der Sechziger. Sie heiratete den Jazztrompeter Miles Davis, stellte ihm Jimi Hendrix und Sly Stone vor und half ihm, sich vom Jazz zu verabschieden. Nach einem Jahr verließ sie ihn, ging für eine Weile nach Europa und nahm Mitte der Siebziger drei Alben auf, mit denen sie einen weiblichen, selbstbewussten, sexpositiven Funk erfand: »Betty Davis«, »They Say I’m Different« und »Nasty Gal«. Sie inszenierte sich als Superheldin der schwarzen Frauenemanzipation mit Afro, Hotpants und Plateausohlen, ohne den erhofften Erfolg zu bekommen. Schließlich ging sie zurück in ihren Geburtsort. Was sie dann 40 Jahre lang gemacht habe, wurde sie in einem Interview gefragt. »Nichts«, antwortete sie, »nur leben.« Davis starb am 9. Februar in Homestead, Pennsylvania.