Überraschende Album-Veröffentlichung Eminems Gruß an Alfred Hitchcock

Ohne Ankündigung hat Rap-Star Eminem sein elftes Studioalbum veröffentlicht: "Music To Be Murdered By" ist eine Abrechnung mit Gegnern, eine Hommage an Vorbilder - und breitet ein Spektrum von Gewaltfantasien aus.
Eminem: Rappt aus Attentäter-Perspektive

Eminem: Rappt aus Attentäter-Perspektive

Foto: Randy Holmes/ Walt Disney Television via Getty Images

Wie schon 2018 beim Vorläufer "Kamikaze" hat der US-Rapper Eminem auch sein elftes Studioalbum in der Nacht zum Freitag ohne vorherige Ankündigung veröffentlicht. Der 47-Jährige postete auf seinem Twitter-Account das Albumcover von "Music To Be Murdered By". Auf dem Cover ist zu sehen, wie sich Eminem eine Axt und einen Revolver an den Kopf hält - eine Reminiszenz an ein Motiv mit Regisseur Alfred Hitchcock.

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Krimi-Meister Hitchcock hatte 1958 selbst ein Album mit demselben Titel herausgebracht. An mehreren Stellen des Albums sampelt Eminem Hitchcocks Erläuterungen, die der Brite mit seinem typisch schwarzen Humor versehen hatte. Zum Ende spricht Hitchcock von einem "Danse Macabre", der vollführt worden sei - eine Idee, mit der sich Eminem offenkundig identifizieren konnte.

Hitchcock-Album aus dem Jahre 1958

Hitchcock-Album aus dem Jahre 1958

Denn der Rapper breitet ein Spektrum von Gewaltfantasien auf dem Album aus: In "Unaccomodating" bezieht sich der Rapper auf den Bombenanschlag beim Konzert von Ariana Grande und stellt sich in eine Reihe mit Saddam Hussein oder Osama Bin Laden. In "Stepdad" erzählt er von den Schlägen, die er als Kind von seinem Stiefvater erleiden musste, und stellt sich eine tödliche Rache vor. Und in der ersten Single zum Album, "Darkness", imaginiert Eminem die Gedanken des Massenmörders, der bei einem Country-Music-Festival 2017 in Las Vegas aus einem Hotelfenster heraus 58 Menschen erschoss.

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Im Song wie im Musikvideo wird zum Schluss von "Darkness" auch auf zahlreiche andere Attentate Bezug genommen, die in den USA in den vergangenen Jahren die Nachrichtenlage mitbestimmten - somit lässt sich der Song klar als Statement gegen die Waffengewalt im Lande lesen. Ansonsten hält sich Eminem von eindeutigen politischen Statements fern. Viel mehr geht es um die eigene Positionierung auf dem Rap-Feld.

So nimmt Eminem gleich im Intro zum Album Bezug auf Kritiker, die ihm vorwerfen, seine besten Zeiten seien vorbei. Er, der sein erstes Album 1996 veröffentlichte, klagt ein, dass langlebige Karrieren auch im Hip-Hop geschätzt werden sollten. Und außerdem und sowieso: "Bitch, if I was as half as good as I was / I'm still twice as good as you'll ever be".

Einen starken Einfluss auf den Sound des Albums hat Dr. Dre genommen, Eminems Ziehvater zu Anfangszeiten, der hier als Executive Producer firmiert und auch bei mehreren Tracks direkt im Studio beteiligt war. Dazu passend gibt es Tracks, in denen Eminem frühere Zeiten heraufbeschwört: Bei "I Will" sind die Rapper der von Eminem einst unterstützten Gruppe Slaughterhouse zu Gast. Und mit "Yah Yah" gibt es eine direkte, fan-artige Hommage an den Hip-Hop-Sound der frühen Neunzigerjahre, ohne den - so rappt er selbst - Eminem nicht geworden wäre, wer er sei. Zitiert wird Ol' Dirty Bastard, Q-Tip von A Tribe Called Quest ist als Gast beim Refrain dabei.

Doch lässt sich "Music To Be Murdered By" nicht als sentimentales Album abqualifizieren - dafür ist es zu spielerisch, dafür sind die Songs zu unterschiedlich. "In Too Deep", ein Song über eine unglückliche Beziehung, hat einen Achtziger-Popsound, mit Gast Anderson .Paak wird es auf "Lock It Up" soulig. Und für den Partysong "Those Kinda Nights", in dem das lyrische Ich high mit einer bisexuellen Frau Sex hat, leistete sich Eminem mit Ed Sheeran einen äußerst prominenten Feature-Gast.

Dass Eminem die jüngeren Entwicklungen im Hip-Hop im Blick hat, zeigen dosiert eingesetzte Trap-Anklänge und Autotune-Spielereien, doch zumeist ist Eminem sehr bei sich selbst, mit Strophen, die sich in Höchsttempo-Raps steigern, Superhelden-Metaphern und Texten, in denen er zugleich seine psychischen Probleme thematisiert. Einer davon, "Godzilla", hat einen besonders tragischen Beiklang, denn den Refrain ("I'm normal during the day, but at night turn to a monster") hat Juice WRLD beigesteuert - der Rapper aus Chicago, der im Dezember 21-jährig starb.

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