Eurovision Song Contest 2015
Schweden gewinnt, null Punkte für Deutschland
Jury und Publikum haben entschieden: Måns Zelmerlöw ist der Gewinner beim ESC. Über den ersten Teil der Auszählung lieferte er sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Russland. Deutschland bekam keine Punkte.
Enttäuscht: Ann Sophie sang für Deutschland und erhielt null Punkte
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Er war seit Wochen als Favorit gehandelt worden: Måns Zelmerlöw hat mit seinem knalligen Dance-Song "Heroes" wie erwartet den ersten Platz beim Eurovision Song Contest (ESC) belegt.
Bei seinem Auftritt wurde der schwedische Sänger in den glänzenden Lederhosen begleitet von animierten Strichmännchen und legte so eine der originellsten Nummern des Abends hin - es umgab ihn durch diese Unterhaltungshilfe aber ein Hauch ungleichen Wettbewerbs.
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Während der Auswertung hatte sich Schweden ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Russland geliefert; Zelmerlöw konnte sich aber vor allem im letzten Drittel der Stimmauszählung absetzen. Schon vorzeitig, nachdem 36 der insgesamt 40 abstimmenden Länder ausgezählt waren, war klar, dass er den Wettbewerb gewinnen würde.
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ESC: Die 27 Auftritte
Die Sängerin Ann Sophie belegte für Deutschland gemeinsam mit den Poprockern The Makemakes aus Österreich mit null Punkten den letzten Platz - für Österreich ist das Ergebnis besonders bitter: Noch im vergangenen Jahr hatte die Dragqueen Conchita Wurst den ersten Platz bei dem Gesangswettbewerb belegt.
Ann Sophie steckte ihre Niederlage mit einem Lächeln weg. "Es war definitiv eine Achterbahn", sagte die 24-Jährige nach der Show. "Es hat trotzdem super viel Spaß gemacht."
Ann Sophie war für Deutschland mit dem Song "Black Smoke" im hautengen schwarzen Anzug aufgetreten. Es sei wunderschön gewesen, auf der Bühne zu stehen, sagte sie.
Nach der Show stand sie mit den Österreichern von The Makemakes zusammen. Sie hätten beide null Punkte und freuten sich trotzdem, sagte Ann Sophie.
Sänger, Sängerinnen und Gruppen aus 27 Ländern waren in diesem Jahr beim ESC angetreten - so viele wie noch nie zuvor. Zum ersten Mal war auch Australien dabei.
Sie eröffnete den Wettbewerb: Adele-Kopie Maraaya vertrat mit dem Song "Here for You" Slowenien. Ihr Markenzeichen ohne tieferen Sinn: XXL-Kopfhörer.
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Die Chansonsängerin Lisa Angell trat für Frankreich mit "N'oubliez pas" an - sie erzählt in der Ballade von den Schäden, die ein Dorf im Ersten Weltkrieg davonträgt.
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Es folgte das Kontrastprogramm: "Golden Boy" Nadav Guedj aus Israel legte eine Popnummer hin, die keine Boyband der Neunzigerjahre besser hinbekommen hätte.
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Während "Golden Boy" so eher Fans des gepflegten Trashs bediente, brachten sie eine der anspruchsvolleren Pop-Performances: Elina Born und Stig Rästa aus Estland inszenierten ihr Duett als James-Bond-würdiges Schattenspiel.
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Aus Großbritannien traten Electro Velvet mit einer fidel-harmlosen Electro-Swing-Nummer an - und mit leuchtenden Anzügen sowie einigen Flirts auf der Bühne.
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Sie erinnerten im Balladen-Chor an den Völkermord an ihren Landsleuten vor hundert Jahren - und trugen Kostüme wie aus einer Fantasy-Serie: die Band Genealogy aus Armenien.
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Der Kuss war ihr Programm: Vor einem Hintergrund, der eindeutig von einem Bildschirmschoner der Neunziger inspiriert war, duettierten sich Monika Linkyte und Vaidas Baumila mit "This Time" für Litauen.
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Eine serbische Beth Ditto mit Eurodance-Einschlag? Bojana Stamenow war zwar gekleidet wie eine Disney-Prinzessin und stieg balladig ein - den zweiten Teil ihres Songs "Beauty Never Lies" röhrte sie aber als echte Disco-Nummer.
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Es folgte ein Balladen-Duett von Mørland und Debrah Scarlett, die Norweger - wobei man sich vor allem Gedanken um ihn machte: Er sang von einem dunklen Geheimnis aus einer Kindheit - verrieten aber auch heute nicht, was er da eigentlich verbrochen hatte.
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Måns Zelmerlöw und seine Jungs: Mit seiner Popnummer "Heroes" war der Schwede Favorit des Wettbewerbs - und wurde dieser Rolle auch gerecht.
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Der nächste Einzelkünstler schlug wieder viel ruhigere Töne an: Der 20-jährige John Karayiannis trat für Zypern mit der Folk-Nummer "One Thing I Should Have Done" an - und bewies mit seiner Performance, dass auch Zurückhaltung funktionieren kann.
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Ein Australier, der aussieht wie Roger Cicero: Guy Sebastian legte eine respektable Pop-Performance hin - nicht mehr, aber auch nicht weniger.
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Loïc Nottet mit "Rhythm Inside" trat für Belgien an - und sang eine erstklassige, minimalistische Popnummer, die Fans von Lorde und Stromae durchaus begeistern konnte - für die meisten Zuschauer aber dann doch zu sperrig war.
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Der Mann am (brennenden) Klavier: The Makemakes vertraten Österreich mit dem Coldplay-ähnlichen "I Am Yours".
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Maria-Elena Kyriakou vertrat Griechenland mit "One Last Breath" - und schmetterte eine stimmgewaltige Power-Ballade, die an die guten Zeiten von Céline Dion erinnerte.
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Knez trat mit "Adio" für Montenegro an - er gehörte zwar Mitte der Neunziger zu den Stars auf dem Balkan, im Finale konnte er mit der durchaus schwungvollen post-jugoslawischen Ballade aber nicht an frühere Erfolge anknüpfen, auch beim Tanzen nicht.
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Ann Sophie startete als 17. - die undankbare Rolle der Nachrückerin merkte man der 24-Jährigen bei ihrer Performance nicht an: Vor Fantasie-Projektionen, die Assoziationen an den Rorschach-Test hervorriefen, legte sie "Black Smoke" stimmsicher hin.
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Es folgte Monika Kuszynska mit "In the Name of Love" - zumindest nach den Wettquoten galt sie als Außenseiterin.
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Ein Traum in Rot - aber nicht nur das Kleid stimmte. Die 22-jährige Aminata beeindruckte für Lettland mit ihrer Electro-Ballade "Love Injected".
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Voltaj besangen für Rumänien das Schicksal der Kinder, die von ihren zum Arbeiten ausgewanderten Eltern zurückgelassen werden. Illustriert durch eindringliche Videobilder, engagiert und zweisprachig gesungen, mit Coldplay-Chören zum Schluss.
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Erst trug sie ein hochgeschlossenes, rot glitzerndes Etwas mit Schleppe - dann warf sie es ab und vollführte Turnübungen mit einem barbrüstigen Athleten: Edurne, die mit "Amanecer" für Spanien ins Rennen ging.
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Ein bisschen Frieden? Boggies Folksong "Wars for Nothing", das für Ungarn ins Rennen ging, sackte da ziemlich ab...
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...und blieb auch kaum in Erinnerung, weil es danach plakativ kriegerisch weiterging: Nina Sublatti legte mit "Warrior" zwar nicht den smartesten Song dieses Abends hin - punktete aber mit eindrucksvoller Schulter-Befederung.
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Startnummer 24: Elnur Hüseynov trat mit "Hour of the Wolf" für Aserbaidschan an - ein dramatischer Popsong, bei dem Hüseynov eindrucksvoll zeigte, dass er einen sehr glaubwürdigen Wolfsschrei draufhat.
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Sie sang, als ginge es um ihr Leben - und brach am Ende gar in Tränen aus: Polina Gagarina sang für Russland das Friedenslied "A Million Voices". Kommentator Peter Urban dazu: Ihr Friedensappell in Gottes, pardon, in Putins Ohr."
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Elhaida Dani war die Vorletzte im Wettbewerb: Ihr Song "I'm Alive", der an eine Evanescence-B-Seite erinnerte, war dann leider nicht ganz sauber gesungen - aber ein bisschen Schräges tat dem an sich extrem stimmgewaltigen Wettbewerb auch ganz gut.
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Ein grandioses Finale: die drei Opernsänger von Il Volo sangen von "Grande Amore" - vor römischen Ruinen.