

London - 1967 landete er mit "Please Release Me" seinen ersten großen Hit - und nun soll Engelbert Humperdinck das Vereinigte Königreich Großbritannien und Nordirland beim Eurovision Song Contest vertreten. Die BBC teilte mit, der Schlagersänger werde bei der 57. Auflage des Wettbewerbs am 26. Mai in Baku an den Start gehen. Dann wird er 76 Jahre alt sein. Damit ist Humperdinck einer der ältesten Teilnehmer in der Geschichte des Wettbewerbs. Zum Vergleich: Deutschlands Vertreter Roman Lob ist 21 Jahre alt.
Das Alter sei nicht der Grund gewesen, Humperdinck auszuwählen, hieß es von dem Sender. "Seit den siebziger Jahren hat uns nicht mehr eine solch etablierte internationale Musiklegende vertreten", sagte eine Sprecherin. Humperdinck ließ verlauten, es sei eine absolute Ehre, für sein Land anzutreten. "Als die BBC mich fragte, fühlte es sich einfach richtig an, Teil einer Institution wie Eurovision zu sein."
Welches Lied er singen wird, steht noch nicht fest. Es soll aber in London, Los Angeles und Nashville aufgenommen werden. Als Produzent ist Martin Terefe vorgesehen, schreiben sollen das Lied Terefe und Sacha Skarbek.
"Die Uhr zurück statt nach vorne drehen"
Zuletzt hatte Großbritannien den Wettbewerb 1997 gewonnen - Katrina and the Waves siegten mit "Love Shine a Light". Seitdem gab es nur einmal einen Platz in den Top drei - und 2003 bekamen Jemini für "Cry Baby" nicht einmal einen Punkt.
"Wir haben jeden Trick ausprobiert - eine ehemals beliebte Boy-Band, ehemalige Teilnehmer einer Reality-Show, sogar einen von Andrew Lloyd Webber geschriebenen Song", schrieb das Boulevardblatt "Daily Mail". Aber Großbritanniens Leistung beim Song Contest seien katastrophal geblieben. "Dieses Mal setzen wir unsere Hoffnung auf Alter und Erfahrung." Diese Einschätzung teilt auch der "Guardian": Mit Engelberts Teilnahme drehe man die Uhr zurück statt nach vorne, um die peinliche Pleitenserie zu beenden.
Humperdinck - sein bürgerlicher Name lautet Arnold George Dorsey - steht seit sechs Jahrzehnten auf der Bühne und hat in seiner Karriere mehr als 150 Millionen Platten verkauft. Zuletzt kam eine seiner Singles vor 40 Jahren in die Top 20 der UK-Charts: "Too Beautiful to Last" erreichte damals Platz 14.
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Engelbert Humperdinck: Der alternde Schnulzier soll die britische Pleitenserie beim ESC beenden.
Andy Abraham brachte es 2008 in Belgrad mit "Even If" nur auf einen schmählichen 25. Platz.
Josh Dubovie war mit "That Sounds Good To Me" 2010 in Oslo ebenso erfolglos.
Javine Hylton brachte es 2005 in Kiew mit "Toch My Fire" auf einen kläglichen 22. Platz.
Jemini mussten sich 2003 mit "Cry Baby" gar mit dem 26. Platz bescheiden.
Fast schon erfolgreich: Scooch erreichten mit "Flying the Flag (For You)" 2007 in Helsinki den 22. Platz.
Der letzte britische Triumph: Zwar lagen die besseren Tage von Katharina and the Waves schon ein Jahrzehnt zurück, doch mit "Love Shine A Light" gewnn die Sängerin 1997 in Dublin den ESC.
Bis heute ein Klassiker im Morgenprogramm der Oldiestationen: Brotherhood Of Man siegten mit dem Gute-Laune-Schunkler "Save All Your Kisses For Me" im Jahr 1976.
Bucks Fizz gewannen 1981 mit "Making Your Mind Up".
Und Lulu, später bekannt durch ihren Bond-Titelsong "The Man With The Golden Gun" war 1969 die Nummer eins mit "Boom Bang-A-Bang".
Cliff Richard, hier mit den Breakaways, brachte es 1968 mit "Congratulations" auf den zweiten Platz, 1973 wurde er mit "Power To All Our Friends" Dritter.
Der große, unvergessene britische Grand-Prix-Klassiker aber stammt aus dem Jahr des Summer of Love: Die barfüßige Sandie Shaw siegte 1967 mit "Puppet On A String".