Nach Konzertabsage in Dessau Kultursenator lädt Feine Sahne Fischfilet nach Berlin ein

Feine Sahne Fischfilet beim "Wir sind mehr"-Konzert in Chemnitz
Foto: imago/ STAR-MEDIADer Streit um einen Auftritt der Band Feine Sahne Fischfilet zieht immer weitere Kreise. Mitte der Woche hatte das Bauhaus Dessau von seinem Hausrecht Gebrauch gemacht und ein vom ZDF geplantes Konzert am 6. November abgelehnt. Zuvor hatten rechte Gruppierungen im Internet zum Protest gegen den Auftritt der linken Musiker aufgerufen. Man wolle kein Austragungsort politischer Agitation und Aggression werden, hieß es.
Das ZDF und Feine Sahne Fischfilet erklärten daraufhin, man wolle nach einem alternativen Standort in Dessau suchen. Bislang sind sie dabei noch nicht fündig geworden. Das Anhaltische Theater Dessau erklärte beispielsweise, es stehe als alternativer Veranstaltungsort nicht zur Verfügung.
Es ist doch wohl klar, dass wir am 6.11. in Dessau spielen werden! Am 6. November wollten wir im Rahmen des „ZDF@...
Posted by Feine Sahne Fischfilet on Friday, October 19, 2018
Nun hat der diesjährige Vorsitzende des Bauhaus Verbundes, Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Linke), einem Bericht der "Berliner Zeitung" zufolge einen Alternativ-Vorschlag gemacht: Das ZDF-Konzert von Feine Sahne Fischfilet könne in Berlin stattfinden, und zwar im Gebäude des Bauhaus-Archivs.

Bauhaus-Archiv in Berlin
Foto: Bauhaus-Archive BerlinDas Gebäude wurde von Walter Gropius, dem Gründer des historischen Bauhauses, ursprünglich 1964 für einen Standort in Darmstadt geplant und schließlich 1976-1979 in der Klingelhöfer Straße in Berlin errichtet. Es steht derzeit leer, da es saniert und um einen Neubau ergänzt werden soll.
Unterstützt wird die Einladung an das ZDF und die Band auch vom Trägerverein des Bauhaus-Archives, Markus Klimmer. Er kritisierte die Dessauer Absage gegenüber der "Berliner Zeitung" mit den Worten: "Das Bauhaus ist ein politischer Ort. Wer etwas anderes sagt, hat das Bauhaus nicht verstanden." Hier werde die Marke Bauhaus schwer beschädigt.
"Deutlich mehr Zivilcourage erwartet"
Auch aus einer anderen Bauhaus-Institution kommt Kritik am Handeln der Stiftung Bauhaus Dessau unter der Direktorin Claudia Perren und dem Stiftungsratsvorsitzenden Rainer Robra (CDU), dem Kulturminister Sachsen-Anhalts. Fünf Professorinnen und Professoren der Bauhaus-Universität in Weimar sahen sich zu einem Brief an Perren genötigt, der über Twitter veröffentlicht wurde und dessen Authentizität gegenüber dem SPIEGEL von Unterzeichnern bestätigt wurde. Darin kritisieren sie, dass sich die Bauhaus Stiftung Dessau "politischem Druck von rechts beugt". Man hätte sich von einer Institution, die sich auf das Bauhaus bezieht, "deutlich mehr Zivilcourage erwartet".
Kritisch hatte sich am Samstag auch Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) geäußert: "Es darf niemals der Eindruck entstehen, dass der Druck der rechtsextremistischen Szene ausreicht, ein Konzert zu verhindern", sagte Grütters der Deutschen Presse-Agentur. Die Kunstfreiheit genieße in Deutschland hohen Verfassungsrang. Dieser Stellenwert sei die Lehre aus der deutschen Geschichte mit dem Angriff auf die Demokratie von rechten und linken Antidemokraten. Die Verantwortung der Künstler zur Verteidigung dieser Freiheit sei unverzichtbar, sagte Grütters.
Sachsen-Anhalts Kulturminister Rainer Robra hatte die Absage verteidigt. Eine politische Konfrontation sei mit dem Bauhaus nicht vereinbar, sagte der CDU-Politiker dem Radiosender MDR Kultur.
Feine Sahne Fischfilet war vor einigen Jahren wegen einer "explizit anti-staatlichen Haltung" im Verfassungsschutzbericht von Mecklenburg-Vorpommern genannt worden. Zuletzt spielten die Rostocker Musiker bei einem Konzert gegen Rechtsextremismus in Chemnitz. Im Verfassungsschutzbericht taucht der Name der Band seit 2015 nicht mehr auf.
Das geplante Konzert von Feine Sahne Fischfilet war Teil der Reihe zdf@bauhaus . Seit sieben Jahren lädt das ZDF Musiker in die Aula des historischen Bauhausgebäudes Dessau ein, das zum Unesco-Weltkulturerbe gehört. Mehr als 100 Konzerte wurden bereits aufgezeichnet und gesendet, darunter Andreas Bourani, Silbermond und der Rapper Sido.