Festival in Wolfsburg Wie tickt die nordische Frau?
Der Name sagt es schon: Bei den "Movimentos"-Festwochen in Wolfsburg geht es um Bewegung. Nein, nicht um die auf vier Rädern, sondern um die des Körpers zu Zwecken künstlerischen Ausdrucks. Im Zentrum steht auch bei der neunten Ausgabe des Festivals der Tanz: Fünf internationale Compagnien sind in diesem Jahr zu Gast, aus Frankreich, Norwegen, Belgien und Australien.
Die "Movimentos"-Experten sind auf allen Kontinenten unterwegs. "Dazu haben wir in vielen Städten Scouts, die uns über neue Strömungen informieren", sagt Maria Schneider, die Kreativdirektorin der Autostadt, in der das Festival seit 2003 stattfindet. Gefunden haben sie in diesem Jahr unter anderem die norwegische Choreografin Ina Christel Johannessen, die mit ihrer Zero Visibility Corp. und dem Stück "Now She Knows" nach eigener Aussage Herz und Seele der nordischen Frau der Gegenwart ausloten will.
Natürlich sind die Festivalmacher darauf aus, Neuentdeckungen zu präsentieren - aber wer einmal bejubelt wurde, hat gute Chancen auf Wiederholung. "Unsere Experten beobachten auch die Entwicklungen bestimmter Companies", sagt Schneider, "wir wollen zeigen, dass die Künstler sich immer weiterentwickeln."
Ein Beispiel ist der belgische Choreograf und Tänzer Sidi Larbi Cherkaoui. Er hat seit seiner Auszeichnung mit dem "Movimentos"-Tanzpreis 2004 seine Weltkarriere vorangetrieben und bewiesen, dass er sowohl als Tänzer als auch als Choreograf ein Ausnahmetalent ist. Bereits zum dritten Mal ist er in Wolfsburg dabei - in diesem Jahr in beiden Rollen. Mit der Flamencotänzerin María Pages tanzt er "Dunas"; in "Apocrifu" aus dem Jahr 2007 ist er an der Seite von zwei weiteren Tänzern zu sehen. Zu den wundersam magischen Klängen der live gesungenen, mittelalterlichen A capella-Musik der korsischen Gruppe A Filetta setzt sich das Trio mit der Macht (heiliger) Schriften auseinander - und lässt dabei nicht nur heiligen Ernst walten.
Bewegung im Herzen
Wer sich selbst der Literatur aussetzen will, kann das bei "Movimentos" in einer Reihe von szenischen Lesungen tun. In diesem Jahr präsentieren zum Beispiel Robert Stadlober, Heikko Deutschmann und Boris Aljinovic "Das Bildnis des Dorian Gray" von Oscar Wilde; Maria Schrader liest aus Elfriede Jelineks "Prinzessinnendramen".
Wer bei "Movimentos" die Bewegung sucht, wird auch in der Sparte Musik fündig. Der junge Oboist Ramón Ortega Quero etwa bewegt die Herzen mit Stücken von Bach und Telemann, im ZeitHaus gibt es wieder Jazz - wer noch eine Karte haben will, muss hier allerdings sehr viel Glück haben.
Noch schneller war laut Schneider nur das große Konzert im Kraftwerk ausverkauft. Die Blues-Legende B.B. King, 85, gibt sich dort am 21. Mai die Ehre. Die Kulisse für das Konzert, ein riesiges ehemaliges Kraftwerk mit vier imposanten Schornsteinen, wird King an seine Vergangenheit erinnern: Er kam einst als Schweißer nach Memphis.
Vielleicht hat er für seine Gastgeber vom Autokonzern ja sogar einen passenden Song dabei. Etwa "Let the good times roll".
Movimentos. Wolfsburg , 26.4. bis 29.5., Tel. 0800/28867 82 38