Faszination Gangsta-Rap Lebe fett, gierig und rücksichtslos

187-Strassenbande-Mitglied Gzuz
Foto: Pascal Kerouche/ Universal MusicSie können den Artikel leider nicht mehr aufrufen. Der Link, der Ihnen geschickt wurde, ist entweder älter als 30 Tage oder der Artikel wurde bereits 10 Mal geöffnet.
Von Laura Backes , Jürgen Dahlkamp , Jörg Diehl , Maik Großekathöfer , Thomas Heise , Henning Jauernig , Claas Meyer-Heuer , Yannick Ramsel , Tobias Rapp , Jurek Skrobala , Sebastian Späth , Andreas Ulrich und Stefanie Witterauf
(187 Strassenbande)
Hamburg, Musikhalle Docks. Schon klar, was der Unterschied sein würde zwischen einem guten und keinem guten Geburtstag: die Karte. Moritz wurde 14, er wollte, er musste, er war gar nicht davon abzubringen. Also hatte ihm sein Vater das Konzertticket geschenkt. LX und Maxwell, deutsche Gangsta-Rapper, die zu 187 Strassenbande gehören.
Die Hamburger Crew rappt Zeilen wie: "Die Frau, die ich ficke, ist ein Neunziger Baujahr"; sie feiert den "Daimler frisiert, zweimal foliert". Eben das, was auch Kinder aus besseren Einfamilienhausvierteln heute so hören, außer es ist Freitag, und sie retten mit Greta, Baujahr 2003, die Erde vor Daimlern, frisiert und foliert.
Schon mit 13 war Moritz - der echte Name tut hier nichts zur Sache - alt genug, um fast nur noch in Jogginghose und Kapuzenpulli herumzulaufen, sich die Haare an den Seiten kurz zu rasieren und seinem Vater, den er neuerdings gern "Digga" nannte, Vorwürfe zu machen. Warum sie diesen blöden Kombi fuhren, warum keinen Audi R8 Supersportwagen wie in den Rappervideos auf YouTube. Dass der R8 nur zwei Sitze hat, spielte keine Rolle.
Andererseits waren auch 14 Jahre nicht genug, um allein ins Docks zu kommen, "nicht bei dieser Gruppe", wie der Security-Mann am Eingang noch mal humorlos klarmachte. Deshalb musste Papa mit in eine Welt, die ihm fremd war und in der ihm sein Sohn nun immer fremder wurde. Der Vater stand hinten im Saal, vorn auf der Bühne rauchte dieser LX einen Joint nach dem anderen, dazwischen Moritz, hin- und hergerissen. Tat so, als würde er seinen Vater nicht kennen. Musste aber in seiner Nähe bleiben; wer sonst sollte die ganze Zeit filmen, für die Instagram-Story, die Moritz am nächsten Tag natürlich ins Netz stellen wollte?
Hinterher saßen sie in der U-Bahn. Moritz schwärmte, wie "geil" das Konzert gewesen sei, "wie echt" die Stars, die das alles erlebt hätten, worüber sie rappten. Und der Vater fragte sich, wann genau es aufgehört hatte, dass sein Sohn ihn cool fand. Ihn, den Mann mit dem Kombi und dem Reihenmittelhaus, nicht diese halshoch tätowierten Hardcore-Rapper, die in ihren Songs prahlten, dass sie alles haben könnten. Die Autos, die Mädchen, das Geld, die Bewunderung. Die seinem Sohn erzählten, dass man dafür nur die Schule schwänzen müsse, mit dem Dealen anfangen, für ein paar Monate oder Jahre ins Gefängnis gehen, Frauen verachten, Polizisten beleidigen, die "Spasti"-Typen weghauen. Den Mittelfinger heben, statt im Mittelhaus zu leben. Und dass so der Weg zum Ruhm aussehe, zum "Fame".
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