Kurz vor dem Ende schaut plötzlich Jean-Paul Gaultier in die Kamera. Der Modedesigner beginnt ansatzlos eine Eloge auf George Michael, vorgetragen mit wunderbar französischem Akzent: Der Popstar, sagt Gaultier, habe das Pariser Publikum aus der Reserve gelockt, dabei sei das doch sonst immer so... - es folgen ein paar herrliche Arroganz-Grimassen - ...so pariserisch.
Eigentlich war die Musik, die George Michael auf seiner "Symphonica"-Tour vortrug, eher getragen. Sein alter Balladen-Hit "A Different Corner" zum Beispiel, noch zu Wham!-Zeiten entstanden, passte sich wunderbar ein in die für Orchester arrangierte Abfolge von Songs.
Doch das Konzert in Paris war nicht irgendeine Station der Tour, so wie die Tour nicht irgendeine im Leben des britischen Popstars war. Kurz vor seinem Auftritt in Wien im November 2011 wurde George Michael mit einer schweren Lungenentzündung ins Krankenhaus eingeliefert; die Öffentlichkeit fürchtete das Schlimmste.
Zum Glück gesundete George Michael. 2012 konnte er die Tournee fortsetzen - und durfte am 9. September als erster Popkünstler überhaupt im Palais Garnier der Pariser Oper auftreten. Anlass für die Sondererlaubnis war, dass der Sänger als Stargast der Aids-Wohltätigkeitsorganisation Sidaction auftrat. Das Filmteam fängt einen gerührten George Michael ein, als ihm von den Organisatoren für seinen Einsatz gedankt wird.
Ein weiteres Thema des Musikfilms ist die Erinnerung an den 2013 gestorbenen Phil Ramone. Der Produzent arbeitete mit Bob Dylan, Frank Sinatra, Barbra Streisand oder Aretha Franklin - das Konzertalbum "Symphonica" ist die letzte fertiggestellte Aufnahme, an der der 14-fache Grammy-Gewinner beteiligt war. Hier ist er zu sehen, wie er sehr gelassen die Kommunikation zwischen Sinfonieorchester, Pop-Superstar und Tontechniker aufrechterhält.
Der Film "Live at Paris Opera" kombiniert solche Szenen hinter den Kulissen mit sehr eindrucksvoll inszenierten Konzertaufnahmen. Originell der Kamerablick durch die Harfe hindurch; katzenhaft das Grinsen, das sich auf George Michaels Gesicht schleicht, während er "My Baby Just Cares for Me" singt. Und tatsächlich: Da springen die Leute in den Logen des 1875 eröffneten Konzerthauses von den Sitzen auf. Ganz euphorisch und, wenn man Gaultier glauben darf, ganz unpariserisch.
Genießen Sie hier, ab Sonntag 17 Uhr, den Konzertfilm - exklusiv auf SPIEGEL ONLINE.
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George Michael auf der spektakulären Marmortreppe des Palais Garnier: Der Popstar gastierte 2012 in dem Pariser Opernhaus.
Das von Charles Garnier gebaute Konzerthaus wurde 1875 eröffnet - vor George Michael durfte kein Popkünstler dort auftreten.
George Michael, hier bei Proben, trat im Rahmen seiner "Symphonica"-Tour in Paris auf.
Es handelte sich um einen Benefiz-Auftritt für die Aidshilfsorganisation Sidaction.
Im Konzertfilm werden Live-Szenen mit Blicken hinter die Kulissen kombiniert.
Für George Michael war die "Symphonica"-Tour ein emotionales Auf-und-Ab, wurde sie doch durch seine schwere Lungenentzündung in Wien unterbrochen.
Das Album "Symphonica" wurde auf den Konzerten der Tournee zusammengestellt und mischt Hits des einstigen Wham!-Sängers mit Coverversionen.
Lieder von Sting, Rufus Wainwright oder Terence Trent D'Arby werden orchestral arrangiert.
Produziert wurde das Album vom legendären Phil Ramone, der wenige Monate nach Fertigstellung starb.
Die Dokumentation des außergewöhnlichen Auftritts begleitet das Album "Symphonica".
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