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Jazz in Hollywood: Rhapsodie in Schwarz-Weiß

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Jazz in Hollywood und Rassismus Louis im Leopardenfell

Hollywood, wie es swingt und jazzt: Eine neue Doppel-CD dokumentiert Filmmusik von Größen wie Louis Armstrong, Benny Goodman, Duke Ellington und Stan Getz - ein Begleitbuch informiert über den Rassismus der Branche.

Um das Jahr 1950 herum sah ein Junge aus einem Township in Johannesburg den Film "Young Man With a Horn": Es war die Lebensgeschichte des Jazzmusikers Bix Beiderbecke; Kirk Douglas spielte die Hauptrolle; als Trompeter doubelte Harry James den Star. Überwältigt vom Film beschloss der südafrikanische Ghetto-Boy Trompeter zu werden. Allen Widerständen zum Trotz wurde der Kleine zu einem weltbekannten Musiker: Hugh Masekela, inzwischen 71, dankt schmunzelnd der Traumfabrik Hollywood.

Louis Armstrong

Benny Goodman

Duke Ellington

Auf dem Album "Hollywood Swing & Jazz - Hot Numbers From Classic M-G-M-, Warner Bros. and RKO-Films" ist Harry James zwar nicht mit dem Bix-Beiderbecke-Film vertreten, wohl aber im Revue-Film "Bathing Beauty" ("Die badende Venus"). Insgesamt enthält die Doppel-CD 51 Stücke aus mehr als 30 Werken, die zwischen 1934 und 1966 gedreht wurden. Zu hören - und leider nicht immer zu sehen - sind in den Filmen Dutzende von Jazzgrößen jener Jahre, darunter , , und Stan Getz mit der Sängerin Astrud Gilberto. Ein 30-seitiges Begleitbüchlein enthält interessante Informationen über die Entstehungsgeschichte der Stücke. Etwa, dass der schwarze Musiker Billy Eckstine als Gast im Esther-Williams-Film "Skirts Ahoy" (1952) angewiesen wurde, bei seinen Gesangsnummern keinesfalls weiße Schauspielerinnen anzuschmachten.

Billie Holliday musste ein Dienstmädchen spielen

Diana Ross

Der Rassismus der Zeit existierte natürlich auch im Filmgeschäft. "Jazz blieb so sehr eine Randerscheinung, wie ein Farbiger in Hollywood stets ein Onkel Tom blieb", schrieb der Filmhistoriker Helmut Weihsmann. Louis Armstrong trat 1932 in "Rhapsody in Black & Blue" als afrikanischer König im Leopardenfell auf; und Billie Holliday erhielt 1947 im Film "New Orleans" eine Nebenrolle als Dienstmädchen. Filme mit schwarzen Jazzmusikern als Titelhelden wie "Lady Sings The Blues"mit als Billie Holliday (1977) und Clint Eastwoods Charlie-Parker-Drama "Bird" (1988) wären bis in sechziger Jahre hinein kaum möglich gewesen.

Miles Davis

Jeanne Moreau

Anders war die Lage im Cineasten-Land Frankreich, das sich auch im Jazz-Kino als Vorreiter erwies: Dort engagierte 1957 der Regisseur Louis Malle für seinen Erstlingsfilm "Fahrstuhl zum Schafott" den jungen . Der Trompeter improvisierte mit seiner Band live vor einer Leinwand zu Szenen aus dem Schwarz-Weiß-Thriller mit , der nicht zuletzt auch wegen seiner Musik zum Klassiker wurde.

Davis starb 1991. Über den zu einer Ikone verklärten Jazzmusiker gibt es bereits einen Dokumentarfilm ("The Miles Davis Story" 2002). Nun wird Hollywood folgen. Der Schauspieler Don Cheadle ("Iron Man") bemüht sich um Geld für eine Produktion, bei der er selbst Regie führen und die Hauptrolle spielen will. Davis'-Fan Cheadle hat bereits ein Drehbuch. Er rechnet fest mit finanziellen Beiträgen von reich gewordenen Rappern wie Snoop Dogg und Jay-Z.

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