Von Woodstock bis "Wetten, dass..?" Die unwahrscheinliche Karriere des Joe Cocker

Seine Stimme war unverkennbar, sein Soul-Gefühl einzigartig: Das wird von Joe Cocker in Erinnerung bleiben. Selten verlief seine Karriere geradlinig. Ein Rückblick auf Wendepunkte - in Wort, Bild und Ton.

Eine der größten Soul- und Blues-Stimme überhaupt ist verstummt. Joe Cocker ist tot, er wurde 70 Jahre alt (Lesen Sie hier den Nachruf von Christoph Dallach). Seine Karriere war voller Brüche und nicht immer ganz selbstbestimmt. Hier fünf wichtige Wendepunkte.


1. "With a Little Help from My Friends" beim Woodstock-Festival

Geburt eines Stars: Joe Cocker auf der Woodstock-Bühne

Geburt eines Stars: Joe Cocker auf der Woodstock-Bühne

Foto: ASSOCIATED PRESS

Paul McCartney verabschiedete sich nach dem Bekanntwerden von Cockers Tod mit sehr freundlichen Worten  vom "lovely northern lad": Er habe den Beatles-Song "With a Little Help from My Friends" zu einer Soul-Hymne gemacht, "und ich war ihm auf ewig dankbar dafür". Der Song brachte Cocker seinen ersten Hit zu Hause in Großbritannien ein - aber ein weltweiter Star wurde er erst, nachdem er ihn beim Woodstock-Festival 1969 sang.

Sehen Sie hier (aus Rechtegründen) einen anderen Song von Cockers Woodstock-Auftritt, sowie eine spätere Live-Version von "With a Little Help from My Friends".


2. Live-Album und Konzertfilm "Mad Dogs & Englishmen"

Joe Cocker wollte seine US-Tour im Jahr 1970 eigentlich aus gesundheitlichen Gründen absagen, doch unter Hinweis auf vertragliche Verpflichtungen trat er doch auf - mit einer Band, die der US-Musiker Leon Russell innerhalb kürzester Zeit zusammengestellt hatte. Die Auftritte im New Yorker Fillmore East wurden als Live-Album und Konzertfilm verewigt: Dokumente der künstlerischen Entäußerung - und eines schwierigen psychologischen Verhältnisses zwischen Bandleader und Sänger.


3. John Belushi parodiert Joe Cocker in "Saturday Night Live"

1975 machte sich der Komiker und Schauspieler John Belushi in der US-Comedyshow "Saturday Night Live" lustig über die Zuckungen und Grimassen, die Joe Cocker bei seinen Live-Auftritten überkamen. Am Ende warf sich Belushi auf den Boden, eine Anspielung auf die Alkoholexzesse Cockers. Doch zumindest präsentierte der Parodierte sich als jemand, der Spaß versteht: In einer "Saturday Night Live"-Show von 1976 traten Cocker-Parodist Belushi und Joe Cocker selbst gemeinsam auf, sangen den bluesigen Song "Feelin' Alright".

Cockers größter Hit zu dieser Phase war allerdings eine Ballade: "You Are so Beautiful", im Original von Billy Preston.


4: Ein Grammy für "Up where We Belong" mit Jennifer Warnes

Joe Cocker mit Jennifer Warnes bei der Grammy-Verleihung 1983

Joe Cocker mit Jennifer Warnes bei der Grammy-Verleihung 1983

Foto: Nick Ut/ AP

Eine weitere Ballade machte Joe Cocker Anfang der Achtzigerjahre plötzlich zum akzeptierten Mitglied der Musikfamilie: Zusammen mit Jennifer Warnes sang er "Up where We Belong"; der Song aus dem Film "Ein Offizier und Gentleman" wurde zum Welthit und brachte Joe Cocker seine erste Nummer eins in den US-Singlecharts ein. Als Krönung gab es im Februar 1983 dann sogar noch den Grammy Award oben drauf.

Cocker machte nie ein Geheimnis daraus, dass "Up where We Belong" nicht sein liebster Song war - doch er sang ihn auch noch 2013 auf seiner letzten großen Tour, von der dieses Video stammt.


5: Striptease zu "You Can Leave Your Hat On" in "9 1/2 Wochen"

Kim Basinger in "9 1/2 Wochen": Dazu läuft Musik von Joe Cocker

Kim Basinger in "9 1/2 Wochen": Dazu läuft Musik von Joe Cocker

Foto: ddp images

Ein anderer Film festigte eine gedankliche Verbindung zwischen Joe Cockers rauer Stimme und der Erotik eines Striptease-Tanzes: In "9 1/2 Wochen" tanzt Kim Basinger für Mickey Rourke - die Musik dazu ist Cockers Version von Randy Newmans "You Can Leave Your Hat On". Seither ist der Song dem Vernehmen nach erste Wahl bei Stripperinnen weltweit. Für Joe Cocker gab es in der Folge noch einige weitere Welthits, zum Beispiel 1987 seine Version des von Ray Charles populär gemachten Songs "Unchain My Heart". Hier das Musikvideo dazu:


Bonus-Track: Joe Cocker zu Gast bei "Wetten, dass..?"

Joe Cocker mit Thomas Gottschalk bei "Wetten, dass..?" am 2.10.2004

Joe Cocker mit Thomas Gottschalk bei "Wetten, dass..?" am 2.10.2004

Foto: Soeren Stache/ picture-alliance / dpa/dpaweb

Neunmal war Joe Cocker als Musikbeitrag bei "Wetten, dass..?" (hier die ganze Liste bei Wikipedia ) - zum ersten Mal 1986 in Hagen mit "Now that You've Gone", zuletzt gastierte er im Oktober 2010 in der Münchner Olympiahalle mit "Hard Knocks". Da liegt die Frage nach Henne und Ei nahe: Liegt die Treue der Deutschen zu Joe Cocker an seinen regelmäßigen Auftritten in der größten Unterhaltungsshow? Oder wurde Cocker dort so oft gebucht, weil ihn die Deutschen so treu liebten?


Bonus-Track 2: "Woman to Woman", der HipHop-Klassiker

Whiskyschluck auf Australien-Tour im Jahre 1972

Whiskyschluck auf Australien-Tour im Jahre 1972

Foto: Central Press/ Getty Images

Eine der größten Überraschungen in der Flut der Erinnerungsartikel an Joe Cocker in der internationalen Presse stammt vom britischen "Guardian" . Dort hat man sich nämlich daran erinnert, dass Joe Cocker auch ein HipHop-Wegbereiter war: Sein funkiger Song "Woman to Woman" aus dem Album "Joe Cocker" von 1972 wurde mehrfach von HipHop-Produzenten gesampelt, unter anderem für die Ultramagnetic MCs, EPMD - und für Tupac.

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