Videopremiere Kettcar auf der Flucht

Kettcar
Foto: Andreas HornoffIst das jetzt ein Lied, oder eine Kurzgeschichte? Oder ist das vielleicht total egal? Jedenfalls braucht der neue Song von Kettcar, "Sommer '89 (Er schnitt Löcher in den Zaun)", etwa 1 Minute 12, um zu so etwas wie Gesang zu kommen. Was vorher zu hören ist, ist Sprechgesang, vorangetrieben durch ein unermüdliches Schlagzeug. Erzählt wird eine Geschichte über eine Flucht aus der DDR, Vorstellungen, die nicht in Erfüllung gegangen sind, und über Westdeutsche zwischen intellektueller Arroganz und Mitgefühl.
Es ist nicht das erste Mal, dass sich Kettcar an einer musikalischen Verarbeitung deutscher Gesellschaftsverhältnisse versucht: Das zweite Album "Von Spatzen und Tauben, Dächern und Händen" eröffnete der Song "Deiche". Darin beschrieb Sänger Marcus Wiebusch Deutschland 15 Jahre nach der Wiedervereinigung: "'Niemand wird es schlechter ...', danke, keiner findet statt / Du weißt, der Kuchen ist verteilt, du spürst, die Krümel werden knapp." Über zehn Jahre später ist vieles passiert, Pegida, Flüchtlingskrise, Deutschland hat sich wieder ein bisschen verändert.
Das neue Album "Ich vs. Wir" ist das insgesamt fünfte Studioalbum der Hamburger, erscheinen soll es am 13. Oktober. Kettcar gibt es seit 2001. Weil die Band zunächst kein Plattenlabel fand, gründeten Marcus Wiebusch und Bassist Reimer Bustorff zusammen mit Tomte-Sänger Thees Uhlmann ihr eigenes Label, Grand Hotel von Cleef . 2002 erschien dort ihr Debütalbum "Du und wieviel von deinen Freunden", es folgte 2005 "Von Spatzen und Tauben, Dächern und Händen", 2008 "Sylt" und 2012 "Zwischen den Runden".
Am 18. August wird Kettcar zum 15-jährigen Geburtstag von Grand Hotel van Cleef in Hamburg auftreten. 2018 folgt dann eine Tour mit Live-Konzerten. Die Termine finden Sie hier .