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Echo-Verleihung: Nach dem Glitzer kommt der Skandal

Foto: Jörg Carstensen/ dpa

Wegen Preis für Kollegah und Farid Bang Nächster Künstler gibt Echo zurück

Der Skandal um die Echo-Vergabe weitet sich aus: Nach dem Notos Quartett gibt auch der für sein Lebenswerk geehrte Klaus Voormann den Preis zurück. Er sieht sich hinters Licht geführt.

In der kommenden Woche feiert der Musiker und Grafiker Klaus Voormann seinen 80. Geburtstag. Den Echo für sein Lebenswerk, vergangenen Donnerstag aus den Händen von Wolfgang Niedecken entgegengenommen, hatte er als ganz besonderes Geburtstagsgeschenk angesehen. Vor allem hatte ihn gefreut, dass nicht die Verkaufszahlen, sondern seine künstlerische Leistung gewürdigt wurde.

Doch diese Auszeichnung entpuppt sich "nun als große Enttäuschung", wie Voorman in einem Statement schreibt, in dem er die Rückgabe des Preises bekannt gibt. Voormann gilt als einer der besten Bassisten seiner Ära. Er arbeitete mit John Lennon, Lou Reed und Manfred Mann zusammen. Für das Beatles-Album "Revolver" zeichnete er das Cover.

Er habe sich mit der Entscheidung ganz bewusst Zeit gelassen, habe die Texte des umstrittenen Albums von Farid Bang und Kollegah gelesen, um sich so eine fundierte Meinung bilden zu können. Mit der Rückgabe des Preises wolle er "sein Unverständnis ausdrücken gegenüber der Verantwortungs- und Geschmacklosigkeit aller verantwortlichen Beteiligten, die es nicht geschafft haben, rechtzeitig Konsequenzen zu ziehen."

Vergangenen Donnerstag hatten die beiden Rapper Farid Bang und Kollegah für ihr Album "Jung, brutal, gutaussehend 3" einen Echo erhalten. Darauf finden sich die Textzeilen "Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen" und "Mache wieder mal 'nen Holocaust, komm' an mit dem Molotow". Zum Ende der Gala feierten sie sich mit einem für die Show geschriebenen Song auf der großen Bühne.

Das hatte bereits im Vorfeld und während der Veranstaltung für harsche Kritik gesorgt. Außenminister Heiko Maas bezeichnete die Preisvergabe anschließend als beschämend. Der Bundesverband der Musikindustrie als Veranstalter kündigte eine Überarbeitung des Konzepts an.

Kritik an "martialischer Performance"

Am Wochenende gab dann das im vergangen Jahr mit dem Echo-Klassik-Nachwuchspreis ausgezeichnete Notos Quartett aus Protest seinen Preis zurück. Am Montag folgte nun Klaus Voormann.

In seinem Statement geht Voormann hart mit der Musikindustrie ins Gericht, weil diese nicht nur den Preis verliehen, sondern den Rappern auch noch "eine martialische Performance" bei der Gala ermöglicht habe. "Meinen Laudator und Freund Wolfgang Niedecken und mich derart ins offene Messer laufen zu lassen, indem man uns beide und große Teile des Saalpublikums damit in Schockstarre versetzt hat - und das, obwohl wir nicht eine Textsilbe verstanden haben -, zeugt nicht für die Wertschätzung einer Lebenswerk-Auszeichnung", schreibt er.

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Echo-Verleihung: Nach dem Glitzer kommt der Skandal

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Ähnlich äußerte sich der Sänger Peter Maffay nur wenig später auf seiner Facebook-Seite. Er fordert einen Rücktritt der Verantwortlichen: "Zur Tagesordnung jetzt überzugehen, geht nicht. Es muss eine Aufarbeitung geben."

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Die Verleihung sei gerade angesichts der deutschen Vergangenheit eine "Ohrfeige für das demokratische Verständnis in unserem Land", so Maffay. Zudem habe sich der Echo zu einem reinen Vermarktungsmodell entwickelt. "Es geht um Geld, um Marktanteile und um Selbstdarstellung. Die Künstler selbst sind nur noch Statisten."

brs/dpa
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