Hit der Nazi-Landser Vergessene "Lili Marleen"-Aufnahme entdeckt

Lale Andersen (1961): Wehmütige "Lili Marleen"-Einspielung
Foto: ASSOCIATED PRESSHamburg/Paris - Lale Andersen hat das Lied berühmt gemacht, später sang es Marlene Dietrich. John Steinbeck sagte einmal: "Wäre es nicht amüsant, wenn nach all dem Theater und dem 'Sieg Heil'-Geschrei, nach all der Marschiererei und Indoktrination, der einzige Nazi-Beitrag für die Welt 'Lili Marleen' gewesen sein soll?"
Die Erfolgsgeschichte von "Lili Marleen" begann 1941, als der Leiter des deutschen Wehrmachtsradios in Belgrad das Lied erstmals spielte - mit umwerfendem Erfolg bei der Truppe. Bald zogen andere deutsche Sender nach: "Lili Marleen" war bis zu 30-mal am Tag zu hören. Die Nazi-Landser dankten es Lale Andersen mit etwa einer Million Briefen. Der Komponist Norbert Schultze verdiente noch über Jahrzehnte bestens an seiner Melodie.
Wie das französische Magazin "Le Point" meldet, hat der Historiker Jean-Pierre Guéno bei Recherchen für sein Buch "Lili Marleen, l'incroyable histoire de la plus belle chanson d'amour" nun eine andere, wie Guéno schreibt, bislang unveröffentlichte Version des Landser-Superhits entdeckt. Komponiert hat deren Melodie nicht Norbert Schultze, sondern Rudolf Zink. Der Geliebte Andersens hatte Hans Leips Gedicht, das dem Lied Text und Titel gab, 1937 entdeckt und eine Melodie dazu geschrieben. Lale Andersen nahm sie 1939 auf . Bei "Le Point" ist der Titel nun zu hören .
Zinks Version ist deutlich wehmütiger als die wenig später veröffentlichte, berühmt gewordene zackige Fassung von Schultze - man kann sich kaum vorstellen, dass der deutsche Soldat sich bei derartig melancholischer Musik von seinem blutigen Handwerk hätte erholen können.