Madonna-Konzerte Auf die skandalöse Tour
Über das Weblog "Totally Unauthorized" hatten Gewerkschaftler zum Protest aufgerufen: Seit über zwei Jahren streitet das "Great Western Forum" im kalifornischen Inglewood mit seinen gewerkschaftlich organisierten Bühnenarbeitern. Genau diese Bühne hatte sich Madonna für ihren glitzernden Konzert-Auftakt der "Confessions on A Dancefloor"-Tour ausgesucht. Die Gewerkschaftler beschweren sich laut "Times Online", weil der Betreiber der Halle angeblich ihre Arbeitszeiten verringern und ihre Löhne um 35 Prozent kürzen will. Die Bühnenarbeiter baten daraufhin Madonna, dem Veranstaltungsort fernzubleiben was die Sängerin aber ablehnte. Es folgte der Streikaufruf im Internet.
Madonna-Fans sind rigoros, das zeigen wütende Einträge im Netz. Im Streik-Weblog werden E-Mails von empörten Anhängern der 47 Jahre alten Pop-Ikone zitiert, etwa: "Was ist mit den unschuldigen Menschen, die einfach nur unterhalten werden wollen? Ihr sagt, ich solle nicht gehen, auch wenn ich bezahlt habe. Ich sage: Ihr solltet alle nach Russland zurückkehren."
Mit der Peitsche aus der Discokugel
Ungeachtet solcher Kritik bahnten sich Madonna und die Fans gestern Abend ihren Weg in die Halle. Mit einer dreiviertel Stunde Verspätung eröffnete sie ihre Show. Eine riesige Discokugel - Madonnas Sprecherin zufolge mit Kristallen im Wert von zwei Millionen Dollar bestückt - schwebte auf die Bühne, sprang auf und entließ Madonna in einem S/M-Reiter-Outfit inklusive Peitsche auf die Tanzfläche. Beginnend mit dem Song "Future Lovers" und umgeben von Tänzern mit Halftern präsentierte sie vor allem Lieder ihres neuen Albums "Confessions On A Dancefoor", aber auch ältere Hits wie "Like A Virgin", "Ray Of Light" und "Lucky Star". Im Publikum: Hollywood-Star Salma Hayek, das Partygirl Nicole Richie und die Schauspielerin und Moderatorin Rosie O'Donnell.
Madonna, seit über 20 Jahren geübt und routiniert in Provokation, setzte sich flugs eine Dornenkrone auf und stieg von einem riesigen, verspiegelten Kreuz herunter. Video-Leinwände zeigten Bilder von Hungernden in der der Dritten Welt, später Röntgenaufnahmen von Madonnas Knochenbrüchen, die sie sich an ihrem Geburtstag im August 2005 zugezogen hatte. Damals war sie vom Pferd gefallen und brach sich das Schlüsselbein, eine Hand und mehrere Rippen.
Hitler, Bush und Oralsex
Während Madonna im Konzert einen ihrer sieben Kostümwechsel vollzog alle Kostüme stammen von Designer Jean-Paul Gaultier stellte eine weitere Video-Montage Bilder von George W. Bush und Tony Blair mit Material von Hitler, Bin Laden und Simbabwes Präsident Robert Mugabe zusammen. Mitten im Song "I Love New York" wich sie vom Text ab und improvisierte: Thema: Bush und Oralsex.
Bei ihrer Disco-Tour-Premiere sprach Madonna ihr Publikum kaum direkt an. Sie hatte wohl genug mit ihrer kompliziert arrangierten Show, den über 20 Tänzern, Musikern und Background-Sängern auf der Bühne und ihren berüchtigten Aerobic-Übungen zu tun, und nebenbei musste sie ja auch noch singen.
Die "Confessions On A Dancefloor"-Tour könnte bis zu 200 Millionen Dollar einbringen. Bisher hält Cher den Rekord bei den weiblichen Künstlerinnen mit dem Einspielergebnis ihrer Abschiedstournee von fast 193 Millionen. Cher tourte allerdings auch drei Jahre lang und gab über 270 Shows.
Madonna tourt bis Anfang September durch die USA, Kanada und Europa. Zwei der 50 Konzerte finden in Deutschland statt: In Düsseldorf am 20. und in Hannover am 22. August.
abr/reu/dpa