Mega-Event "Live Earth" Alles im grünen Bereich?

Nur noch wenige Stunden bis zum Beginn des Mega-Konzerts "Live Earth". Werben die Stars wirklich für das Klima? Oder doch lieber für ihr ökologisches Image? Der Charity-Charakter des Bio-Entertainments steht auf dem Prüfstand.

Frankfurt - Es grünt so grün wo Showbiz-Blüten blühn: Müssen sich die Live-Earth-Stars den Vorwurf gefallen lassen, ihr Auftritt diene nur der Eigenwerbung?

Die Häme im Vorfeld des Live-Earth-Konzerts ist gar nicht funny, findet Silbermond-Frontgirl Stefanie Kloß. "Was ist dagegen zu sagen, wenn Leute wie wir, die in der Öffentlichkeit stehen, ihre Popularität nutzen, um eben auf Armut in Afrika oder den Klimawandel aufmerksam zu machen?" fragt Kloß heute in der "Frankfurter Rundschau". Gleichzeitig kritisierte die Sängerin aber auch, dass viele ihrer Kollegen tatsächlich so viel Aufhebens um ihre grüne Gesinnung machen, dass sie unglaubwürdig zu werden drohen. "Wenn ich lese, dass Justin Timberlake eine ökologisch vorteilhafte Tour spielt, würde ich schon gerne wissen, was das konkret bedeutet. Kauft der nur noch Bio-Produkte, wenn er unterwegs ist, geht er zu Fuß zum Konzert oder lässt er seine Crew Fahrrad fahren? Vieles, was da jetzt verkündet wird, kommt einem schon ein bisschen absurd vor", sagte Kloß.

Auf allen Kontinenten laufen jetzt die Vorbereitungen für den weltumspannenden Benefiz-Marathon. Bis auf den Eis-Gig in der Antarktis-Wissenschafts-Station Rothera stehen die Showbühnen in den großen Metropolen - in Sydney, Tokio, Shanghai, Johannesburg, Hamburg, London, Rio und bei New York.

Schon die Konzert-Orte spiegeln das Anliegen der Veranstaltung wider: Die Luftverschmutzung in den großen Städten der Erde ist schon lange nicht mehr nur schädlich für die Umwelt, sondern kann sogar tödlich für ihre Bewohner sein - "Save Our Selves" (SOS) heißt ganz in diesem Sinne die Initiative von Umweltaktivist Al Gore und dem Musikproduzenten Kevin Wall. In ihrem 7-Punkte-Plan stehen die wichtigsten Forderungen für einen grüneren Planeten. Das Gelöbnis ("7 Point Pledge") enthält unter anderem die Selbstverpflichtung, neue Bäume zu pflanzen. Kernforderung ist die Reduktion der Umweltverschmutzung, insbesondere in ihren die Erderwärmung provozierenden Formen. Um sein Anliegen zu unterstreichen, wird Al Gore per Video-Übertragung während der Veranstaltungen auf die Bühnen zugeschaltet. Weltweit sollen am 07.07.07 mehr als zwei Milliarden Menschen für den Kampf gegen die Erderwärmung sensibilisiert werden.

Doch ist die Organisationsform der Riesenveranstaltung als Massenspektakel eigentlich umweltschonend? "Es gibt ja in jedem der teilnehmenden Länder nur jeweils eine Veranstaltung", sagt Moritz Lehmkuhl von der Münchner Beratungsfirma Climate Partners. "Das heißt, dass die Anreisewege sehr lang sind." Lehmkuhl hat unter anderem die Klimabilanz der diesjährigen Tour von Peter Maffay errechnet, weil der Künstler den CO2-Fußabdruck seiner Konzerte qua Klimaschutzmaßnahmen neutralisieren wollte. Daher weiß Lehmkuhl, dass der Bärenanteil des CO2-Ausstoßes bei einem Rockkonzert weder von Licht-, noch Verstärkeranlage verursacht wird, sondern durch "Mobilität": Künstler fliegen von weit her ein, Trucks liefern Bühnenteile an - und Zehntausende von Besuchern reisen oft Hunderte von Kilometern weit.

Das Live-Earth-Benefiz-Spektakel startet heute Nacht um 3 Uhr MESZ im australischen Aussie-Stadion und endet mit dem Strandkonzert in Rio, dessen Beginn auf 21 Uhr festgesetzt ist. Das brasilianische Konzert wurde nun doch zugelassen, nachdem die Polizei es zunächst per Einstweiliger Verfügung verbieten lassen hatte, weil sie nicht für die Sicherheit der rund 700.000 erwarteten Besucher garantieren könne. Die Richterin Maria Galhardo hatte das Verbot wieder gekippt mit dem Hinweis, die Veranstalter hätten nachweisen können, dass die Sicherheitsvorkehrungen nun ausreichend seien. In Hamburg beginnt das Konzert morgen um 14 Uhr.

bos/stx/ddp

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