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Musik-Experiment: Klassik für Kaschemmen

Foto: Mat Hennek / DG

Musik-Experiment Klassik für Kaschemmen

Klassik und Pop? Muss das sein? Seit Jahren versuchen Marketingspezialisten, die Genres in einer Zwangsehe zu vereinen. Was bislang meist hoffnungslos schien, funktioniert überraschend gut auf zwei neuen CDs.

Seit einer gefühlten Ewigkeit mühen sich Marketingstrategen, eine Allianz von Pop und Klassik zu konstruieren. Was sog man sich da nicht alles aus den Fingern: Klassik-DJs in Techno-Clubs, Streichquartette in Chill-out-Kaschemmen, mit Beats gekreuzte Symphonien und Gottweißwas für originellen Klimbim. Dummerweise schien nichts davon wirklich zu fruchten.

Echo

Doch nun erscheinen zwei Alben, auf denen Klassik, Avantgarde und Pop durchaus aufregend kombiniert werden. Das deutsche Fauré Quartett, ausgezeichnet mit einem Klassik und dem Preis der deutschen Schallplattenkritik, hat sich über 13 Popsongs hergemacht: Kompositionen von A-ha, System of a Down, Prefab Sprout, Elliott Smith, N.E.R.D. und anderen. Es ist ein eklektischer Mix, aber er funktioniert hervorragend.

Keine Gassenhauer

Pet Shop Boys

Rammstein

Snoop Dogg

Was wohl auch daran liegt, dass der deutsche Produzent Sven Helbig Regie führte. Der experimentierte schon mit so unterschiedlichen Künstlern wie den , , Polarkreis 18 und , verzichtete bei seiner Liedauswahl auf Gassenhauer und konzentrierte sich lieber auf weniger Bekanntes wie B-Seiten und Album-Tracks.

Die Adaptionen des Fauré Quartetts gehen ganz erstaunlich auf. Rock-, HipHop- und Pop-Vorlagen wurden souverän für Bratsche, Cello, Geige und Klavier umfrisiert. Das ist auch toll, weil es weder nach verquerem Feuilletonisten-Experiment klingt, noch nach Coffee-Table-Hintergrund-Musik. Wer die Vorlagen kennt, wird staunen, wer nicht, wird auch seinen Spaß haben.

Glass

Ähnlich spannend werden auf dem Sampler "XVI Reflections on Classical Music" die Grenzen zwischen E- und U-Musik ausgeleuchtet. Ein gewisser me raabenstein sammelte dafür eigene Werke junger und alter Pop-Abenteurer von Final Fantasy und Gas bis Gavin Bryars und Phillip . Alles überraschende Musik, bei der die Grenzen von Techno, Electro, Klassik und Avantgarde phantasievoll und überraschend verschmelzen.

Ein toller neuer Trend lässt sich aus all dem natürlich nicht herleiten. Aber vielleicht doch die Erkenntnis, dass Klassik und Pop näher zusammenrücken.


CDs:
Fauré Quartett: "Popsongs" (Deutsche Grammophon);
Diverse: "XVI Reflections on Classical Music" (Decca/Universal).

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