"Arabellissima" Opernsängerin Lisa della Casa gestorben

Lehnte Filmrollen in Hollywood ab: Die Sopranistin Lisa della Casa ist tot
Foto: Konrad Giehr/ dpaAls 1967 das Farbfernsehen in Deutschland starteten, wurden "Showstars der oberen Gagenklasse" geladen, wie der SPIEGEL damals anmerkte: "Mahalia Jackson, Juliette Gréco, Udo Jürgens, Hildegard Knef, Bert Kaempfert, Esther und Abi Ofarim" - und Lisa della Casa. In den sechziger Jahren war die Schweizerin einer der größten Stars der Oper. Nun ist die Sopranistin tot.
Lisa della Casa starb am Montag mit 93 Jahren in Münsterlingen am Bodensee in der Schweiz, wie die Wiener Staatsoper am Dienstag mitteilte. Staatsoperndirektor Dominique Meyer würdigte della Casa als herausragende Strauss- und Mozart-Interpretin. Sie lebte seit langem zurückgezogen in ihrem Schloss in Gottlieben in der Schweiz und mied die Öffentlichkeit. Österreich hatte sie als Kammersängerin ausgezeichnet, und noch im Juli 2012 ernannte sie Frankreich zum Commandeur im Ordre des Arts et des Lettres.
Della Casa, am 2. Februar 1919 in Burgdorf bei Bern geboren, begann mit 15 Jahren eine Gesangsausbildung und debütierte in Puccinis "Madama Butterfly" am Städtetheater Solothurn-Biel. Ihre internationale Karriere startete sie 1947 als Zdenka in der Oper "Arabella" von Richard Strauss bei den Salzburger Festspielen. "Die Kleine wird eines Tages meine Arabella sein", prophezeite der Komponist. Er behielt recht - Fans gaben della Casa später sogar den Ehrentitel "Arabellissima".
Auf das Salzburger Debüt folgten Auftritte an der Metropolitan Opera in New York, der Mailänder Scala, der Bayerischen Staatsoper und dem Londoner Royal Opera House. An der Wiener Staatsoper, wo sie auch zum Ehrenmitglied ernannt wurde, war sie den Angaben zufolge in mehr als 400 Vorstellungen zu erleben, zuletzt 1973 als Arabella.
Aus dem Ruhm machte sie sich zeitlebens wenig und lehnte auch Filmrollen in Hollywood ab, unter anderem die der Anna Karenina. Ein hübsche Anekdote druckte der SPIEGEL 1960: Als die Münchner "Abendzeitung" versehentlich ein Foto von Lisa della Casa mit Elisabeth Schwarzkopf unterschrieb, machte eine Leserin namens Käte Schimanski in Gedichtform auf den Fehler aufmerksam - hinter dem Pseudonym verbarg sich die bescheidene Sopranistin selbst.