
Grüne Hölle: So geht's weiter am Nürburgring
Festival am Nürburgring Neuer Veranstalter will zurück zu purem Rock
SPIEGEL ONLINE: Sie werden künftig ein Festival auf dem Nürburgring ausrichten. Können Sie das bestätigen?
Peter Schwenkow: Ja. Das werden wir am Dienstag um 12 Uhr bei einer Pressekonferenz am Nürburgring öffentlich machen.
SPIEGEL ONLINE: Geht es da um ein Festival - oder um mehrere Veranstaltungen?
Schwenkow: Na, zunächst einmal geht es um nichts mehr, aber auch um nichts weniger als die Fortführung der Tradition dieses Rockfestivals am Nürburgring*.
SPIEGEL ONLINE: Und es soll auch beim traditionellen Termin bleiben?
Schwenkow: Das ist der Plan, ja. Erstes Juni-Wochenende.
SPIEGEL ONLINE: Werden auch Sie dann künftig ein Zwillings-Festival haben, also zwei Festivals an einem Termin - so wie bisher mit "Rock am Ring" und "Rock im Park"?
Schwenkow: Die Frage möchte ich nicht beantworten dürfen.

Peter Schwenkow, 60, wuchs in Hamburg auf, gründete aber in Berlin 1978 die Konzertagentur Concert Concept, aus der später die Deag Deutsche Entertainment wurde. Seit 1998 ist die Deag börsennotiert, wuchs seither durch Zukäufe und veranstaltet zum Beispiel die kommende Deutschland-Tour der Rolling Stones. Schwenkow war von 2006 bis 2011 für die CDU im Berliner Abgeordnetenhaus.
SPIEGEL ONLINE: Nun plant Marek Lieberberg, der bisherige Veranstalter von "Rock am Ring", ja auch weiterhin ein Festival an jenem Wochenende. Da wird man in harter Konkurrenz stehen - um Künstler, ums Publikum. Stimmen Sie zu?
Schwenkow: Das könnte passieren, ja.
SPIEGEL ONLINE: Und wie wollen Sie sich dieser Konkurrenz stellen?
Schwenkow: Wir haben die schönere, bewährte Location. Und wenn man sich mit den Fan-Postings, unter anderem auf der "Rock am Ring"-Website , beschäftigt, dann scheint es so zu sein - entgegen der zurzeit veröffentlichten Meinung -, dass sich sehr viele Leute darauf freuen, dass ein neuer Veranstalter an den Nürburgring kommt.
SPIEGEL ONLINE: Beschreiben Sie die inhaltliche Ausrichtung Ihres Festivals: Soll sich im Vergleich zum jetzigen Festival etwas ändern? Und wenn ja, in welche Richtung?
Schwenkow: Zu früh, das jetzt schon zu sagen. Im Grunde genommen soll das Gute beibehalten werden. Und das nicht ganz so Gute soll ein bisschen optimiert werden.
SPIEGEL ONLINE: Was meinen Sie mit dem "nicht ganz so Guten"?
Schwenkow: Manche sagen, es handelt sich derzeit nicht mehr wirklich um ein pures Rockmusik-Festival. Daran müssen wir feilen. Aber zu vier Fünfteln soll es genauso bleiben, wie es ist - ein Erfolgsmodell.
SPIEGEL ONLINE: Bei der Pressekonferenz am Nürburgring am Dienstagmittag ist neben Ihnen und dem Geschäftsführer der Betreibergesellschaft auch Ossy Hoppe angekündigt.
Schwenkow: Natürlich.
SPIEGEL ONLINE: Der ja ein ehemaliger Kompagnon des jetzigen Veranstalters Marek Lieberberg ist.
Schwenkow: Ja. Ossy bringt eine Menge Expertise mit, denn er ist der wahre "Monsters of Rock"-Mann. Die Metallica-Konzerte, Iron Maiden, Black Sabbath, Aerosmith - alles Ossy-Hoppe-Künstler.
SPIEGEL ONLINE: Und Sie versprechen sich von diesen Kontakten auch etwas für das Festivalprogramm?
Schwenkow: Ja. Wir können somit dafür sorgen, dass so ein Festival kompetent mit Künstlern besetzt wird. In unserer heutigen Welt hat das immer mit Geld zu tun. Aber so ein Urgestein des Rock'n'Roll wie Ossy hilft dabei natürlich mit seiner Glaubwürdigkeit.
SPIEGEL ONLINE: Nun ist die Deag ja bisher für große Tourneen bekannt und für ihr Klassikportfolio, weniger für Festivals. Ist der Aufkauf des Veranstalters Kilimanjaro von Stuart Galbraith ein Zeichen dafür, dass man auch das Festivalfeld in Zukunft beackern möchte?
Schwenkow: Manchmal hat man auch Glück! Wir haben uns schon mit der Beteiligung an Kilimanjaro beschäftigt, als das Angebot für den Nürburgring noch nicht auf dem Tisch war. Aber als das Angebot auf den Tisch kam, waren wir froh, Kilimanjaro an Bord zu haben. Galbraith bringt große internationale Expertise mit. Der Mann hat Live Aid und Live Earth erfunden und die Hyde-Park-Konzerte.
SPIEGEL ONLINE: Ihr Mitbewerber Marek Lieberberg sagt, es sei letztlich ums Geld gegangen; die neue Nürburgring-Betreibergesellschaft habe einen höheren Gewinnanteil verlangt. Überbietet die Deag die MLK?
Schwenkow: Nein.
SPIEGEL ONLINE: Wie schätzen Sie den Gewinnanteil, den die Nürburgring GmbH von Ihnen bekommt, ein?
Schwenkow: Ich denke, dass es zum Schluss überhaupt nicht mehr ums Geld ging. Aber das müssten Sie die Nürburgring GmbH fragen.
SPIEGEL ONLINE: Das Konzertgeschäft befindet sich ja in einem Konzentrationsprozess - und die immer weniger werdenden Mitspieler scheinen mit sehr harten Bandagen zu kämpfen. Sehen Sie Ihr Engagement auf dem Nürburgring als eine Kampfansage?
Schwenkow: Nein. Und im Einzelhandel geht's schon bei der Frage, ob der Bahlsenkeks in der dritten oder vierten Reihe von oben steht, viel härter zu als in unserer Branche. Wir führen einen normalen Wettbewerb, der vielleicht manchmal ein bisschen spektakulärer nach vorne gespült wird, weil man dabei Veranstalter auf bunten Bildern mit ihren Lieblingskünstlern zeigen kann. Ich bin Vorstandsvorsitzender eines börsennotierten Unternehmens, die große Verpflichtung, die ich habe, ist die den Aktionären gegenüber. Die sind aber nur glücklich, wenn die Fans glücklich und damit gern unsere Kunden sind. Geht es dem Fan gut, kommt er freiwillig zu uns. Insofern: Auch wenn einige manchmal anderes behaupten - es liegt überhaupt kein Widerspruch darin, das beste Kulturangebot zu machen, das gleichzeitig die höchste finanzielle Attraktivität haben kann.
Das Interview führte Felix Bayer
*Inzwischen hat die neue Veranstaltung auch einen Namen und eine Website bekommen: "Grüne Hölle - Rockfestival am Nürburgring".