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Pop!: Narkotisierendes Schnurren

Foto: Chip Somodevilla/ Getty Images

Pop! 800 Prozent langsamer

Teenstar Justin Bieber wird im Zeitlupentempo zum Internet-Hit, Lennon-Fans machen im Netz gegen die Begnadigung seines Mörders mobil, und Pink Floyd ziehen ihre Bestseller aus dem Verkehr.

Schlaf Bieber schlaf
Das kanadische Teenager-Super-Liebchen namens Justin Bieber sorgt dieser Tage im weltweiten Netz für lustigen Trubel der besonderen Art. Ein 20-Jähriger, der sich Shamantis nennt, hatte den simplen wie effektiven Einfall, den Bieber-Song "U-Smile"  um 800 Prozent zu verlangsamen. Das Resultat klingt umwerfend bizarr und wird gerade zum Überraschungs-Hit der globalen Musik-Blogs. Gut 35 Minuten lang surrt es so narkotisierend, als hätten sich Brian Eno und die Cocteau Twins zur Zeitlupen-Pop-Session verabredet. Und liebeskranke Teenager-Mädchen schlafen mit dieser Bieber Gesurre garantiert entspannter ein.

All You Need Is Love

Mark David Chapman sitzt bald seit drei Jahrzehnten im Gefängnis für den Mord an John Lennon. Letzte Woche sollte zum sechsten Mal über eine mögliche Bewährung verhandelt werden, aber weil nicht alle Unterlagen rechtzeitig beisammen waren, wurde die Entscheidung auf September verschoben. Wie immer tut Lennons Witwe Yoko Ono alles, um eine vorzeitige Haftentlassung zu verhindern. Auch im Netz machen die Chapman-Gegner mobil. Zum Beispiel bei Facebook  mit: "10.000 strong against granting Mark David Chapman parole".

Dass die in solchen Foren regelmäßig geforderte Todesstrafe für Chapman nicht in Lennons Sinn gewesen wäre, ist den Fans offenbar egal.

Gratis Pop
Ein radikaler Denkanstoß für die Zukunft der Plattenfirmen kommt aus dem Hause Sub Pop. Das in Seattle ansässige Label kam einst zu Ruhm und Reichtum, als man dort die Grunge-Meister Nirvana für die Welt entdeckte. Seitdem hat sich der Laden als zuverlässiger Lieferant spannender und ungewöhnlicher Musik etabliert und vertritt heute Musiker wie Fleet Foxes, Iron & Wine oder The Postal Service. Nun machte eine Hausmitteilung von Sub-Pop-Geschäftsführerin Megan Jasper die Blog-Runden. Darin regt sie an, mal darüber nachzudenken, ob es nicht sinnvoll sei, neue Musik generell umsonst wegzugeben und sich auf den lukrativen Verkauf von Merchandise wie T-Shirts, Poster und ähnlichen Schnickschnack zu konzentrieren: "Lass die Leute für das Spielzeug bezahlen und schenke ihnen die Musik.." Klingt interessant. Sub Pop könnte ja schon mal den Anfang machen.

Stecker gezogen
Im Frühjahr gewannen die Veteranen von Pink Floyd einen Prozess mit ihrer alten Plattenfirma EMI um strittige Vergütungen für die Online-Verkäufe ihrer Musik. Nun zogen die Gentlemen Waters, Gilmour und Co. die Konsequenz: Klassiker wie "The Wall", "Wish You Were Here" oder "Animals" sind bis auf weiteres nicht mehr legal online zu haben, iTunes und andere Läden mussten sie aus dem Programm nehmen. Das ist auch deshalb ein drastischer Schritt, weil diese Werke immer noch für massive Umsätze sorgen. Warum "Dark Side of The Moon", die berühmteste aller Pink-Floyd-Platten, trotzdem noch zu haben ist, bleibt ein Rätsel.

Ausgeheult
Curt Smith und Roland Orzabal waren in den achtziger Jahren als Tears For Fears mal sehr erfolgreich mit Hits wie "Everybody wants to rule the World", zuletzt sorgte ihr "Mad World" durch den Film "Donnie Darko" noch mal für Aufsehen. Weil nun der eine in Los Angeles und der andere in London lebt, twittern sie sich frische Songideen dieser Tage ganz modern zu. Dummerweise will keiner die Resultate veröffentlichen: "Wir würden gern ein neues Album machen, aber kein Label will uns haben", klagt nun Smith in einem Online-Interview. So müssen die zwei bis auf weiteres ihren Lebensunterhalt mit Konzerten und ihren alten Songs im Vorprogramm von Spandau Ballet bestreiten. Das passt: Von denen will auch keiner neue Lieder hören.

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