
Pop! Die Gaga-Jagd ist eröffnet!
Keine Substanz
Der Rummel um Lady Gaga scheint seinen Höhepunkt erreicht zu haben. Nachdem zuletzt jeder Quatsch, jedes Kostüm des Pop-Paradies-Vogels Gaga in der Medienwelt für Bewunderung sorgte, sammeln sich nun im Netz die ersten Gaga-Gegner. So empört sich eine Autorin des britischen "Guardian" vehement über ein Titelbild des Musikmagazins "Q", auf dem sich Lady Gaga mit oben gar nichts
zur Schau stellt. Lady Gaga habe ihr das Herz gebrochen, klagt Hermione Hoby und sieht ihr feministisches Weltbild von der Pop-Darstellerin verraten. Insbesondere weil Frau Gaga sich gern mal als aufrechte Feministin präsentiert hat, wie zuletzt in der "L. A. Times". "Alles Gewäsch", schimpft nun Frau Hoby.
Ein Kolumnist des immer noch sehr einflussreichen "New Musical Express" holt noch weiter zum
Gaga-Schlag aus. Gaga sei ein Symbol für schwachsinnige Pop-Hypes und ihre Musik ein großes Nichts: "So viel Künstlichkeit, mit so wenig Substanz." Der Backlash hat begonnen, die Gaga-Jagd ist eröffnet.
Alles nur geliehen
tut immer noch so, als plane sie, "für einige Jahre" als Sängerin zu pausieren. Stattdessen wolle sie eine eigene Plattenfirma starten und mit ihrer Schwester einen Vintage-Klamottenladen namens "Lucy In Disguise" aufmachen, zitiert sie der Online-Dienst des "New Musical Express". Der Coup soll sein, dass man dort teure Fummel für "sehr wenig" Geld ausleihen kann: "Mädchen können sich für eine Nacht groß herausputzen und ihren Spaß haben."
Ausverkauf
Dass das Musikuniversum im weltweiten Netz doch nicht so rasant neu entworfen wird, wie es mitunter den Anschein hat, werden die Betreiber der niederländischen Webseite Sellaband bestätigen. Die wollten die Idee einer Plattenfirma revolutionieren, indem sie auf ihrer Seite zahlungswilligen Usern die Möglichkeit gaben, in aufstrebende und unabhängige Musiker zu investieren. Mit überschaubaren Beträgen investierten die sogenannten "Believer" in CD-Produktionen. Eine spannende Idee, die vielfach kopiert wurde, aber offensichtlich doch nicht funktionierte, denn Sellaband hat nun Konkurs angemeldet. Bestseller gelangen dem Laden nicht, und klamme Altstars wie die Rap-Veteranen Public Enemy bekamen dort auch nicht die erhofften Gelder zusammen. Vielleicht muss man sich vom Konzept eines aufwendig produzierten Tonträgers so langsam verabschieden.
Not Amused
Online-Dienste wie Spotify, die Musik entweder gratis, aber mit Werbung oder ohne Werbung, aber gegen Gebühr auf Computer und Handys "streamen", könnten ein Modell für das Überleben der Musikindustrie sein. Dass man darüber herrlich zanken kann, belegen gerade Muse. Die britische Progrock-Band gehört zu den Goldeseln des Warner Konzerns, ihr aktuelles Album "The Resistance" rauschte weltweit an die Spitzen der Hitparaden. Dass solche Hits irgendwo unentgeltlich laufen könnten, sieht Warner-Chef Edgar Bronfman nicht ein; er will Unternehmen wie Spotify oder We7 künftig nicht mehr mit Musik beliefern. Doch Muse sind darüber alles andere als amüsiert. Bassist Chris Wolstenholme sagte der BBC: "Das ist, als wenn deine Lieder aus dem Radio genommen werden." Natürlich könne er verstehen, dass die ramponierten Plattenfirmen versuchen zu retten, was noch geht, aber "als Band möchte man doch, dass so viele Menschen wie möglich deine Musik hören". In Großbritannien, Frankreich, Spanien und Schweden, wo das Konzept entwickelt wurde, ist Spotify ein Hit. In Deutschland verhindert noch Copyright-Gerangel mit der Gema den Spotify-Start.
Auf die Palme
Für exzentrische Auftritte war Amanda Palmer, die als eine Hälfte der Dresden Dolls ein wenig berühmt wurde, schon immer berüchtigt. Nun scheint die abenteuerlustige Musikerin den Bogen überspannt zu haben. Als vermeintliches siamesisches Zwillingspaar Evelyn Evelyn präsentiert sie sich mit Partner Jason Webley auf einem neuen Album. Auf ihrer
Webseite dichtet Palmer den Zwillingen eine fiktive Biografie an, deren Häme einige Fans auf die Palme brachte. Der Vorwurf, Palmer amüsiere sich auf Kosten behinderter Menschen, kam so oft, dass die Musikerin sich nun genötigt sah, zurückzurudern: "Ich entschuldige mich sehr, wenn sich jemand verletzt fühlen sollte", schreibt sie auf ihrer Seite. Ab Ende April werden Evelyn Evelyn auch auf deutschen Bühnen erwartet.
Grunge-Schrott
Der ergraute "Modfather"
, der jüngst daheim im Brit-Pop-Königreich als "Godlike Genius" ausgezeichnet wurde, neigte schon immer zu drastischen Urteilen. Kurz vor einem Konzert, auf dem Weg zur Bühne, blieb er einst vor einem Sting-Poster stehen, verzog das Gesicht, spuckte aus und marschierte weiter. Nun haben Nirvana den Wellerschen Zorn abbekommen. Als "großen Schrott" habe er die Grunge-Rock-Helden abgekanzelt, meldet der Online-Dienst "Spinner", als verspäteten amerikanischen Punk-Rock-Versuch. Wie originell das neue, anstehende Weller-Album werden wird, bleibt abzuwarten.
Nur noch Dad
Es mehren sich die Zeichen, dass
sich tatsächlich aus dem Musikuniversum zurückgezogen haben könnte. Der 63-Jährige veröffentlichte sein bislang letztes Studio-Album vor sieben Jahren, und absolvierte 2004 noch eine Tournee - auf der er eine Herzattacke erlitt. Seitdem gibt der "Thin White Duke" mit Gattin Iman und Tochter Lexi den Hausmann in New York. Schlecht scheint es ihm dabei nicht zu gehen, bei der von ihm sehr geschätzten Band TV On The Radio sang er kurz mit, zeigte sich auch bei der Premiere des Science-Fiction-Films "Moon", bei dem sein erwachsener Sohn Duncan Jones Regie führte, und beklagte letzte Woche in einem knappen Statement, dass die BBC ihren aufregendsten Radiosender BBC6 dicht macht. "Er ist zur Zeit einfach nur noch Dad und hält den Ball flach", sagt seine langjährige Bassistin Gail Ann Dorsey. Zum Trost gibt es nun ein neues, altes Live-Album namens "A Reality Tour".
Glück gehabt
Der zehn milliardste runtergeladene Song bei i-Tunes ist übrigens "Guess Things Happen That Way" von
. Ein 71-Jähriger aus Woodstock namens Louie Sulcer kassierte dafür einen 10.000-Dollar-Gutschein.