Pop-Mythen Kurt Cobains Tagebücher werden veröffentlicht
Kurt Cobain war der perfekte Teenagerstar und Idol einer ganzen Generation - wenn auch unfreiwillig (was aber ohnehin das wichtigste Kriterium war). Gut aussehend, talentiert, wild, erfolgreich und von Selbstzweifeln zerfressen, verkörperte er genau das, wonach sich nicht nur junge Mädchen sehnten, sondern auch neidische Jungs. Sein Selbstmord tat ein Übriges, um ihn endgültig in den Himmel der Rockgötter aufsteigen zu lassen - und gab über Jahre hinweg Anlass zu Spekulationen über den Grund für seinen Suizid. Eine endgültige Erklärung werden wahrscheinlich auch seine im Herbst diesen Jahres veröffentlichten Tagebücher nicht geben können, aber dafür vielleicht zumindest einen etwas persönlicheren Blick auf den "Erfinder des Grunge-Sounds".
Wie die "Seattle Times" berichtete, hat sich Cobains Witwe und Erbin Courtney Love dazu entschlossen, Kurt Cobains Tagebücher und Aufzeichnungen zu verkaufen. Nachdem sie diese seit dem Tod des Nirvana-Frontmannes 1994 unter Verschluss gehalten hatte, bot sie nun am Montag Verlegern die Möglichkeit, Cobains schriftlichen Nachlass zu besichtigen und in einer Versteigerung zu erwerben. Den Zuschlag bekam der US-Ableger des britischen Mediengiganten Penguin Putnam, Riverhead Books.
Umfassen soll der Nachlass insgesamt 23 Tagebücher mit über 800 beschriebenen Seiten. Laut "BBC" hatte Cobain schon als Teenager begonnen, Tagebuch zu führen, und ist auch bis zu seinem Tod im Alter von 27 Jahren dabei geblieben. Enthalten sein soll eine handgeschriebene Version des Nirvana-Hits "Smells Like Teen Spirit", wie auch Cobains wechselhafte, persönliche Rangliste seiner Lieblingsalben.
"Really cool stuff"
Als "really cool stuff" bezeichnete der Nachlassverwalter James Barber den Inhalt der privaten Aufzeichnungen. "Er ist nicht hier, und die Aufgabe der Nachlassverwaltung ist es, seine Kreativität und sein Vermächtnis weiterleben zu lassen", begründete Barber den für die Verleger überraschenden Entschluss, die Tagebücher zu versteigern. Denn bis jetzt hatte Courtney Love einen sehr eigenwilligen Umgang mit dem Erbe ihres Mannes gepflegt. Permanent lag sie im Streit mit Cobains ehemaligen Bandkollegen Dave Grohl und Chris Novoselic über die Rechte an dessen unveröffentlichten Stücken. Erst im letzten Jahr hatte sie die Veröffentlichung einer geplanten Nirvana-Kollektion verhindert.
Über die bei der Versteigerung gezahlte Summe ist bis dato noch nichts bekannt, doch das US-Magazin "Time" schätzte den Wert der Bücher auf mehrere Millionen Dollar. Laut Julie Grau, Direktorin von Riverhead, waren sie die Anschaffung aber definitiv wert. Sie bezeichnete sie laut "BBC" als "sehr intimes Porträt eines Künstlers, der großen Einfluss hatte". Verschiedenen Meldungen zufolge sollen die Dokumente auch Aufzeichnungen über Cobains Kampf mit seiner Drogenabhängigkeit und dem ungeliebten Starrummel enthalten.
Doch was den Verlegern die Aussicht auf einen Bestseller beschert, stößt bei vielen Fans auf erbitterten Widerstand. In einigen "Nirvana"-Chatrooms sind Anhänger des Grunge-Rockers empört über die Veröffentlichung und Courtneys Profitgier - aber kaufen werden sie die Tagebücher wahrscheinlich trotzdem. Und insgeheim sind sie der ansonsten so verhassten Cobain-Witwe vielleicht sogar dankbar für die Versteigerung, da sie endlich einen besseren Einblick in das Wesen ihres Idols bekommen dürfen. Aber zugeben würde das ein echter Nirvana-Fan natürlich nie.