Prince-Konzert in Köln Aua, quiekt das Eichhörnchen

Wer gerne in Soundbrei badet, war hier richtig: Bei seinem einzigen Deutschlandkonzert in Köln zwang Superstar Prince seine Fans, sich die Ohren vollzustopfen. Und als das Publikum nach nur einem einzigen Song schon Zugabe rufen musste, war endgültig klar: Das wird ein denkwürdiger Abend.
Prince bei einem Konzert 2010 in Antwerpen: Partys dauern nicht ewig

Prince bei einem Konzert 2010 in Antwerpen: Partys dauern nicht ewig

Foto: Dirk Waem/ picture alliance / dpa

Eine Party sollte es werden, eine Party wie 1999, so wie es in einem seiner bekanntesten Stücke heißt. Prince gab am Donnerstagabend in Köln sein einziges Deutschlandkonzert im Rahmen der "Welcome 2 America Euro Tour". Die Lanxess-Arena war fast ausverkauft - und das bei Preisen von 150 Euro für einen Platz im Unterrang. Seine Tour lief bisher gut, Prince spielte immer fast drei Stunden, auf jedem Konzert wechselte er die Setlist. Es gab also Grund, sich auf Überraschungen zu freuen.

Die kamen dann auch, aber anders als gedacht. Erste Überraschung: Der Meister verspätet sich. Eine Stunde warten, das ist nicht schön, aber das Publikum nimmt so etwas hin. Zweite Überraschung: Nach einem Lied ist schon wieder Schluss. Scheinwerfer aus, die Band verlässt den Saal, Hallenbeleuchtung an. Aus den Deckenlautsprechern rieselt leichter Pop aufs verwirrte Publikum. Das bleibt ungläubig sitzen, ein paar Leute rufen sogar "Zugabe, Zugabe". Was los ist, weiß niemand.

Lag es am Sound? Die Band hatte mächtig verzerrt geklungen, quietschig und total übersteuert. In großen Hallen wie der Lanxess-Arena ist der Klang selten optimal, aber die Toningenieure von Prince hatten einen richtig schlechten Tag erwischt.

Bierbecher auf der Bühne

50 Minuten dauert die Pause, dann geht das Licht aus, Prince kehrt zurück auf die Bühne. "Sorry für die Verspätung", sagt er, und: "Test, one, two. Soundcheck." Dann legt er los. Was seine Techniker in den 50 Minuten gemacht haben, lässt sich nicht herausfinden. Prince und seine Band klingen, man muss es leider sagen, wie eine Horde Eichhörnchen, denen der Förster auf den Schwanz getreten hat. Nur lauter. Es klirrt aus den Lautsprechern, und die Gäste auf den teuren Plätzen helfen einander mit Papiertaschentüchern aus. Die stopfen sie sich in die Ohren.

Das sieht zwar ziemlich uncool aus, macht aus dem übersteuerten Soundbrei aber einen beinahe erträglichen. Jetzt klingt es nur noch nach Grammophonmusik, nicht mehr nach Eichhörnchen. "Wenn ihr euch über den Klang beschweren wollt, wendet euch an John. Das ist der Mann da hinten am Mischpult", sagt Prince, der wohl merkt, dass da was schiefläuft. Tausende hassen John in diesem Moment.

Nach einer Stunde kommt dann doch Stimmung auf. "Purple Rain", "Kiss", die alten Hits. Dann holt Prince Dutzende Zuschauerinnen auf die Bühne, sie dürfen mit ihm tanzen. Und dann, gerade als das Publikum fast versöhnt scheint, ist plötzlich Schluss. Es ist viertel vor elf, Prince hat netto kaum mehr als eineinviertel Stunden gespielt, normalerweise bleibt er gut doppelt so lang. Zunächst heißt es, Konzerte in der Arena dürften nicht länger als bis 23 Uhr dauern, aber Stefan Löcher, Geschäftsführer der Halle sagt, daran habe es nicht gelegen: "Wir waren darauf eingestellt, dass es bis ein Uhr gehen kann." Das sei kein Problem. "Vielleicht mochte Prince seinen eigenen Sound nicht - aber für den ist er selbst verantwortlich."

Das Licht geht wieder an, diesmal ruft keiner mehr nach einer Zugabe. Bierbecher fliegen auf die Bühne, es wird gepfiffen und geschimpft. Ein paar Minuten bleiben die meisten noch sitzen, dann leert sich die Halle. "Parties weren't meant to last" heißt es in "1999": Partys dauern nicht ewig.

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